Bunte Bienenbeuten in Slowenien
Mit Bienen um die Welt
Honig ist seit jeher ein begehrtes Gut: Schon Höhlenmalereien, die auf die Zeit zwischen 10.000 und 6.000 v. Chr. datiert werden, zeigen wie Steinzeitmenschen ein Bienennest ausrauben, um an den süßen Honig zu kommen. Mit der Sesshaftwerdung der Menschen entwickelte sich auch die Bienenhaltung, die für beide Seiten Vorteile mit sich brachte: Während die Biene Schutz und Pflege erhielt, kam der Mensch im Gegenzug einfacher an den leckeren Honig.
Über die Zeit hinweg haben sich unter den verschiedensten natürlichen Gegebenheiten und kulturellen Hintergründen einzigartige Imkereipraktiken entwickelt, die von Generation zu Generation weitergegeben wurden. Wie wird Bienenhaltung also in anderen Ländern betrieben? Altbewährte Imkerraditionen, neue Trends bei der Bienenhaltung, spannende Kuriositäten oder sogar lebensgefährliche Honigernten - wir nehmen Dich mit auf eine spannende Reise rund um die Welt. Heute: Slowenien.
Länderfakt
Bunt bemalte Bienenbeuten erzählen in Slowenien vom Leben in den Dörfern.
Steckbrief
Land: Slowenien
Klima: gemäßigt bis warm
Heimische Honigbiene: Krainer Biene (Apis mellifera carnica)
Trachtpflanzen: Buchweizen, Kastanie, Fichte
“Biene” in der Landessprache: čebela
“Honig” in der Landessprache: med
Ursprung des internationalen Weltbienentages
Nicht nur wegen der unberührten Landschaft, die geprägt ist von blühenden Wiesen und üppigen Wäldern, ist Slowenien ein wahres Paradies für Bienen. Auch das Herz der Menschen dort schlägt für die Honigbiene. Das ist wenig überraschend, denn die Bienenhaltung Sloweniens hat eine lange Tradition, die bis ins 18. Jahrhundert zurückgeht. Heute haben sich von den rund zwei Millionen Einwohnern des osteuropäischen Landes etwa 8.000 der Bienenhaltung verschrieben. Viele von ihnen engagieren sich zusätzlich im slowenischen Imkerverband, der bereits seit 140 Jahren besteht. Auf seine Initiative hin wird seit 2017 am 20. Mai der internationale Weltbienentag gefeiert.Willkürlich gewählt ist dieses Datum nicht: Es ehrt den Pionier der slowenischen Bienenhaltung Anton Janscha. Über die Jahrzehnte machte er zahlreiche Entdeckungen zur Honigbiene und ihrer Verhaltensweisen, zum Beispiel das Schwarmverhalten oder den Hochzeitsflug. Seine Expertise war sogar über die slowenischen Grenzen hinweg gefragt. So wurde er im Jahr 1769 zum Direktor der ersten modernen Bienenschule und als Hofimker der österreichischen Kaiserin Maria Theresia nach Wien einberufen. Janschas bekannteste Erfindung ist der Krainer Bauernstock, der aus leicht zu transportierenden übereinander gestapelten Holzbeuten besteht. Der Zugriff auf die Waben, die horizontal in der Beute angeordnet sind, wird durch abnehmbare Stirnbretter an der Vorderseite erleichtert.
Der Stolz einer Nation: Apis mellifera carnica
Die Krainer Biene (Apis mellifera carnica) ist des slowenischen Imkers ganzer Stolz. Ursprünglich war die Unterart der Westlichen Honigbiene nur in Regionen südlich der Alpen beheimatet, insbesondere in der Region Krain in Slowenien. Im 19. Jahrhundert exportierte man sie von dort aus in alle Herren Länder und das mit vollem Erfolg: Imker in aller Welt waren beeindruckt von der Krainer Biene, die sich zur weltweit am weitesten verbreiteten Bienenart entwickelt hat - und heute unter dem Namen Carnica bekannt ist. Ihre internationale Beliebtheit hat sie Eigenschaften wie Sanftmut, Winterhärte und Resistenz gegen Krankheiten zu verdanken, die sie ideal für die Bienenhaltung machen. Um den Fortbestand der Krainer Biene sicherzustellen, steht sie in Slowenien unter Schutz. Die Einfuhr fremder Honigbienenarten ist strengstens untersagt und in der Bienenzucht müssen Königinnen, die nicht dem Typus der Krainer Biene entsprechen, abgetötet werden.
Kunstvolle Bienenbeuten
Das bienenverliebte Volk der Slowenen hat eine ganz besondere Art der Volkskunst: Zum Schutz vor Wind und Wetter malten die slowenischen Imker ab Mitte des 19. Jahrhunderts Schutzsymbole auf die Stirnbretter (Krancjici) ihrer Bienenkisten. Bald fanden sich auch Heiligenbilder auf den Beuten, schließlich satirische Szenen und im Laufe der Zeit dienten die Motive der Weitererzählung verschiedenster Geschichten. Jung und Alt lernten anhand der Kunstwerke mehr über historische Ereignisse, Geschichten aus der Bibel, aber auch Ereignisse aus dem alltäglichen Dorfleben. Zusätzlich halfen die bunt bemalten Stirnbretter der Bienenkisten den Imkern dabei, sich zu merken, welches ihrer Bienenvölker wo wohnte oder welches bereits geschwärmt war. Nach dem ersten Weltkrieg ging diese beeindruckende Tradition weitgehend verloren, doch gegenwärtig lassen sie viele Imker neu aufleben. Aber auch die traditionellen Malereien aus dem 19. Jahrhundert sind heute noch zu bewundern, denn einige dieser kleinen Kunstwerke sind in Museen ausgestellt.
Die Bienennation Zentraleuropas
Seinem Ruf als Bienennation wird Slowenien gerecht: Das Land überzeugt sowohl mit einer beeindruckenden Palette an Honigen als auch mit der langen Imkereitradition. Auch in Sachen Bienenschutz ist der Staat ein echtes Vorbild! Bereits im Jahr 2011 wurden drei bienenschädliche Insektizide, darunter hochgiftige Neonicotinoide, verboten. Damit war Slowenien ein Vorreiter innerhalb der Europäischen Union, die erst im Jahr 2017 drei der schädlichen Insektengifte verbot. Schon Kindern wird beigebracht, welchen Wert die Bien für die heimische Biodiversität hat und langjähriges Imkerwissen wird von Generation zu Generation weitergegeben. So wird die Bienennation auch in den kommenden Jahren ihrem Namen alle Ehre machen.