Von Enkelkindern und Ammenbienen
Der reversible Alterungsprozess der Bienen
Immer wieder gewinnt die Wissenschaft spannende Erkenntnisse durch ihre Forschung an den Bienen. Von ihrem komplexen Sozialverhalten, ihrer faszinierenden Fähigkeit unterschiedliche wertvolle Naturprodukte herzustellen bis hin zu ihrer außergewöhnlichen Anatomie: Wir können so viel von ihnen und über sie lernen. So haben Forscher bereits 2012 bei Bienen feststellen können, dass diese den Alterungsprozess ihres Gehirns umkehren können. Damit entstand neue Hoffnung im Bezug auf die Demenzforschung beim Menschen. Doch was haben die Forscher beobachtet, fragst Du Dich vielleicht? Und wie könnten biologische Erkenntnisse über ein so artfremdes Lebewesen wie die Honigbiene überhaupt auf uns Menschen übertragen werden?
Reversible Demenz bei Bienen
Ein Forschungsteam der Arizona State University und der Norwegian University of Life Sciences konnte 2012 feststellen, dass bei Honigbienen der Alterungsprozess des Gehirns verlangsamt, gestoppt oder sogar umgekehrt werden kann. Gemessen hat das Team dies an dreierlei Variablen. Beobachtet wurden die Empfindlichkeit der Sinneswahrnehmung der Insekten und ihre Fähigkeit, neue Aufgaben zu erlernen. Des weiteren diente die Untersuchung spezieller Eiweiße der genauen Feststellung ihre Hirngesundheit.
Und in der Tat: Nach einem Eingreifen der Forscher konnten die Bienen-Sinne auch bei alten Tieren ebenso empfindlich sein wie bei jüngeren, ihre Auffassungsgabe genauso schnell und ihre Gehirne noch immer gesund.
Bienen, die mit ihrer Tätigkeit als Ammenbienen fertig waren und ihre Arbeit als Sammlerin aufnahmen, altern rapide - nicht nur körperlich, sondern auch mental. Honigbienen durchlaufen in ihrem Leben verschiedene Entwicklungsstadien und übernehmen dabei unterschiedlichste Aufgaben. Erst die letzten Tagen ihres ca. 35 Tage langen Lebens verbringt eine Arbeiterin als Sammelbiene. Zuvor kümmert sie sich um die Reinigung von Brutzellen, die Versorgung von Larven und Königin (Aufgaben der Ammenbiene) , die Verarbeitung und Einlagerung des Honigs und den Wabenbau. Du denkst sicher: Naheliegend wäre doch, dass die Hirngesundheit der Sammlerinnen schlicht deshalb schlechter ist als die der jüngeren Ammenbienen, weil sie biologisch älter sind - und das Hirn altert. Während Alter selbst, als Teilursache, von dem Experiment nicht ausgeschlossen werden kann, sind die Erkenntnisse viel spannender als das. Also welchen Eingriff unternahm das Forscher-Team, der dann die angesprochenen Ergebnisse erzielte?
Soziale Intervention statt Arznei
Um zu überprüfen, welchen Einfluss die Tätigkeiten selbst auf die mentale Gesundheit der Insekten haben, entnahmen die Forscher die jüngeren Ammenbienen aus dem Bienenstock, während ein Großteil der Sammlerinnen den Stock verlassen hatten. Nach ihrer Rückkehr mussten nun einige der Sammlerinnen zu ihrer alten Tätigkeit als Ammenbiene zurückkehren. Das sensationelle Resultat: Die alte Tätigkeit wirkte sich nach 10 Tagen bei 50% der “alten” Bienen in allen drei Untersuchungsvariablen signifikant positiv auf das Hirn aus.
Was bedeutet das für uns? Nun, es scheint als sei Hirngesundheit nicht strikt an das Alter eines Lebewesens gebunden; zumindest bei den Bienen. Aber kommt Dir das nicht bekannt vor? Großeltern beispielsweise erzählen häufig davon, dass ihre Enkel oder auch verschiedene Aktivitäten in einem Verein oder Ehrenamt sie jung halten. Was wir also intuitiv schon vermuten, scheint wissenschaftlich bestätigt worden zu sein: Es gibt durchaus Aktivitäten, die das Gehirn jung halten können.