Die (lange) Geschichte der Imkerei
Die Geschichte der Imkerei - und mit ihr die gezielte Bienenhaltung - reicht zurück bis in die Antike. Während Honig in der Steinzeit nur ein willkommenes Zufallsprodukt war, gehörte er bei Aristoteles zum festen Speiseplan und wurde systematisch erwirtschaftet.
Die Steinzeit: die Geburtsstunde der gezielten Bienenhaltung
Bereits unsere steinzeitlichen Vorfahren wussten um das köstliche Gold der Bienen und hielten bei ihren Wanderungen stets die Augen danach offen. Mit dem, was wir heute unter Imkerei verstehen, hat ihre unbeholfene Jagd nach Honig aber noch lange nichts zu tun. Das beweisen Höhlenmalereien, die in Cuevas de la Araña in Spanien gefunden wurden und deren Entstehungszeit man auf 10.000 bis 6.000 v. Chr. schätzt. Sie zeigen einen Steinzeitmenschen beim Ausrauben eines Bienennestes - wie viele Stiche er oder sie dabei davongetragen hat, lässt sich nur erahnen.... Mit Sesshaftwerdung der Menschen mussten sie nicht mehr nach wilden Bienenstöcken Ausschau halten, sondern begannen gezielt Bienen zu halten, um den süßen Honig zu erwirtschaften.
Von Gedichten und Dämonen:
Imkerei in antiken Hochkulturen
Es gibt zahlreiche Belege dafür, dass in den antiken Hochkulturen der Maya, Ägypter und Griechen Bienenhaltung betrieben wurde. Im alten Ägypten war der Beruf der Imkerin hoch angesehen und sowohl Frauen als auch Männer übten ihn aus. Zu dieser Zeit war Honig jedoch längst nicht nur reines Genussmittel, sondern ihm wurden übernatürliche Kräfte zugeschrieben. So sollte er in der Lage sein, Neugeborene zu schützen und Dämonen abzuwehren - aus diesem Grund belieferten ägyptische Imkerinnen auch Tempel mit ihrem Honig. Die Beuten der Imkerinnen bestanden aus zylinderförmigen Röhren, deren Zwischenräume mit Stroh abgedichtet und mit Schlamm verputzt wurden.
Im antiken Griechenland wurde der Imkerei ebenfalls große Bedeutung beigemessen. Früh schon wurde die gesundheitsfördernde Wirkung von Honig entdeckt und beispielsweise für fiebersenkende Honigsalben eingesetzt.
Und sogar Poeten teilten die Begeisterung für die Bienenhaltung: So widmete ihr der griechische Dichter Vergil ganze 566 Verse im vierten Gesang seines Lehrgedichts Georgica (Über den Landbau).
Zeidlerei im Mittelalter:
Die Vorstufe der modernen Imkerei
Nachdem Honig über viele Jahrtausende hinweg von den Bienen “geraubt” wurde, entwickelte sich im mittelalterlichen Deutschland die Zeidlerei. Das Wort “Zeidler” leitet sich vom altdeutschen “zeideln” (“Honig schneiden”) ab, welches wiederum vom lateinischen “exidere” (“herausschneiden”) stammt. Die Wortherkunft erklärt sich damit, dass im Mittelalter stets die ganze Wabe aus dem Bienenstock geschnitten wurde. Um an Honig und andere Bienenprodukte zu kommen, mussten Zeidler anstrengende Märsche durch Wald und Wiese auf sich nehmen. Um dieses kräftezehrende Prozedere zu umgehen, begannen sie, Hohlräume mit Einflugloch in Baumstämme zu schlagen - die erste einfache Beute war erfunden. Die Baumstämme wurden zudem mit einem Zeichen versehen, welches Zeidlerkollegen zu verstehen gab, dass dieses Volk schon “besetzt” war.
Insgesamt genossen Zeidler ein hohes Ansehen innerhalb der Bevölkerung, da die gesammelten Bienenprodukte für alle Gesellschaftsschichten von großem Nutzen waren. So spielte Bienenwachs zur Herstellung von Kerzen für Kirchen und Klöster eine große Rolle. Zudem gab es noch keinen raffinierter Zucker, weswegen Honig das einzige Süßungsmittel war.
Obwohl die Zeidler durch das Aushöhlen bestimmter Bäume ein Stück weit steuern konnten, wo sich die Bienen niederlassen, war ihr Arbeitsalltag alles andere als entspannt. In den Wäldern lauerten gefährliche Wildtiere und auch das ungesicherte Klettern auf Bäume war anstrengend und mit Risiken verbunden. Um sich das Leben leichter zu machen, holten die Zeidler die Bienenstöcke in Klotzbeuten (ausgehöhlte Baumstämme) und Bienenkörben näher ans Haus.
Das 19. Jahrhundert:
Die Geburtsstunde der Magazinimkerei
Ab Mitte des 19. Jahrhunderts wurde mithilfe verschiedener Erfindungen aktiv daran gearbeitet, die Bienenhaltung zu erleichtern. Hierzu gehörten unter anderem Beuten, die es ermöglichten, einzelne Rähmchen mit den Waben aus dem Stock zu nehmen. Die Urform dieser Magazinbeuten geht auf den US-amerikanischen Imker Lorenzo L. Langstroth zurück. Bis heute handelt es sich hierbei um die am häufigsten verwendete Beute. Andere Formen wie die Klotzbeute oder der Bienenkorb finden weitaus seltener Anwendung. Zur innovativen Magazinbeute gesellten sich bald schon weitere, bahnbrechende Erfindungen, die den Alltag der Imker erleichtern sollten. So baute Johannes Mehring 1858 eine Mittelwand aus Wachs in seinen Stock und fand heraus, dass dadurch der Wabenbau beschleunigt wurde. Zehn Jahre später stellte Major Franz Edler von Hruschka seine Honigschleuder vor, mit Hilfe derer der Honig durch Zentrifugalkraft und ohne großen Kraftaufwand aus den Waben geschleudert werden konnte. Die Honigschleuder kommt bis heute zum Einsatz, da die leer geschleuderten Waben bestens wiederverwendet werden können. So müssen Bienen weniger Zeit und Energie für den Wabenbau aufwenden und können sich voll und ganz auf die Honigproduktion konzentrieren.
Bereits im Mittelalter hatten sich Imker in Zünften zusammengeschlossen. Im Laufe der Neuzeit bildeten sich dann regionale Imkervereine. Ein Beispiel hierfür ist der Deutsche Imkerbund, der 1907 gegründet wurde und bis heute besteht. Nachdem die Zahl der Imker im 20. Jahrhundert abfiel, nicht zuletzt, weil Zucker endgültig Honig als primäres Süßungsmittel ersetzte, steigt sie mittlerweile wieder an. Der Deutsche Imkerbund geht davon aus, dass es in ganz Deutschland etwa 160.000 Imker gibt, von denen wiederum ein Großteil Hobby-Imker sind.
Imkerei mal anders:
Ein Blick über den Wabenrand
Heutzutage ist die Bienenhaltung zu einem wahren Trendhobby geworden - Immer mehr Menschen wird die Wichtigkeit der Honigbiene bewusst, weswegen sie sich effektiv für deren Wohl einsetzen möchten. Besonders in Städten finden sich immer mehr Bienenstöcke und (Hobby-)imkerinnen, was als “Urban Beekeeping” bezeichnet wird.
Inzwischen gibt es sogar wieder Gruppen in Deutschland, die sich auf die mittelalterliche Zeidlerei rückbesinnen. Die alten Techniken konnten weitergegeben werden, da es im russischen Ural nach wie vor Zeidlerinnen gibt, die nie zur modernen Magazinimkerei übergegangen sind. Durch diese ursprüngliche Art der Imkerei soll die Biodiversität in Wäldern gefördert, aber auch die Biene wieder zurück an ihre ursprüngliche Lebensweise geführt werden.
Eine weitere moderne Form der Bienenhaltung ist die Bestäubungsimkerei. Hierbei steht, wie es der Name schon sagt, nicht die Honigproduktion, sondern die Bestäubung von Pflanzen im Mittelpunkt. Vor allem für Landwirtinnen und Obstbäuerinnen ist diese Art der Imkerei von hohem wirtschaftlichen Interesse, da die Ernteerträge gezielt erhöht werden können. Während die Bestäubungsimkerei in Deutschland nur wenig Anklang findet, ist sie in anderen Ländern, z.B. den USA, weit verbreitet. Dort kommt sie vor allem bei der Produktion von Mandeln zum Einsatz und trägt dazu bei, dass das 80 Prozent der weltweiten Mandelernte aus Kalifornien stammt. Das Geschäft mit der Bestäubung ist für Imkerinnen überaus profitabel, weswegen sich immer mehr Großimkereien darauf spezialisieren, Bienenvölker in LKWs von einer Plantage zur nächsten zu fahren. Dabei ist diese Art der Bienenhaltung nicht unumstritten, da die Bienen durch mangelnde Varianz bei der Ernährung oder durch für sie giftige Pflanzenschutzmittel gefährdet werden können.
Auf unserem Blog erfährst Du mehr über Bienenhaltung in anderen Ländern.