Frühlings-Schmalbiene
Heimische Wildbienenarten: die wilden Schwestern der Honigbienen
Neben den domestizierten Honigbienen gibt es weltweit etwa 20.000 Wildbienenarten. Anders als die Honigbienen sind die meisten Wildbienen nicht staatenbildend, sondern leben in kleinen sozialen Einheiten: sie sind quasi die Singles unter ihren Artgenossen.
Wildbienen werden sehr selten zur Bestäubung von Pflanzen eingesetzt, obwohl einige Arten aufgrund einer Jahrtausende langen Entwicklung eine innige Symbiose mit bestimmten Pflanzen eingegangen sind. Deshalb können sie diese besonders gut bestäuben – manche Wildbienen sogar nur als einzige Art. Stirbt diese Bienenart, stirbt auch die Pflanze aus. In unserem Blog kannst Du Vertreter der über 500, in Deutschland heimischen, Wildbienenarten kennen lernen. Heute: die Frühlings-Schmalbiene.
Beschreibung
Die Frühlings-Schmalbiene (Lasioglossum Pallens) ist eine der ersten Bienenarten, die im Frühjahr zu entdecken ist. Sie ist die einzige Schmalbiene, bei welcher nicht nur die Weibchen, sondern auch die Männchen bereits im Frühjahr fliegen. Die Bienen sind zwischen 6 mm und 8 mm groß, wobei die Weibchen in der Regel etwas größer sind als ihre männlichen Artgenossen. Erkennbar ist die Frühlings-Schmalbiene an hellen Binden entlang der Rückenplatte, abgesehen davon ist sie dunkel gefärbt. Auffällig ist außerdem die dicht verzweigte, fiedrige Behaarung der Tiere entlang des Sternums. Dies ist vermutlich eine Anpassung an das bevorzugte Sammeln von Pollen windblütiger Bäume, welche sehr fein und kaum klebrig sind.
Ursprung, Habitat und Verbreitung
Wer sich in Deutschland auf die Suche nach der Lasioglossum Pallens begibt, wird diese fast ausschließlich in südlichen Lagen antreffen. Grundsätzlich ist sie in Deutschland allerdings nur selten auffindbar. Neben Süddeutschland wird man auch in weiten Teilen Österreichs und der Schweiz fündig. Abgesehen von Mittel- und Südeuropa ist die Frühlings-Schmalbiene außerdem in einigen Regionen Nordamerikas und in Kleinasien beheimatet. Man begegnet ihr vom Flachland bis in verschiedenste Höhenstufen.
Der Lebensraum der Frühlings-Schmalbiene ist vielseitig, aber stets bodennah. So findet man sie an Waldrändern, in Hecken oder in Weinbergen, aber auch Halbtrockenrasen und Hochwasserdämme bieten ihr einen Wohnraum.
Verhalten und Lebensweise
Sobald das Frühjahr anbricht, beginnen sowohl Männchen als auch Weibchen der Frühlings-Schmalbiene das Fliegen. Ihre Flugzeit liegt ungefähr zwischen März und Mai. Aufgrund ihrer polylektischen Lebensweise sind diese Bienen nicht auf bestimmte Pflanzen spezialisiert. Dennoch zeigt sich eine Vorliebe für windblütige Bäume wie Eichen, Walnuss und Ahorn. Da diese jedoch keinen eigenen Nektar produzieren, greifen die Frühlings-Schmalbienen zusätzlich auf weitere Pflanzen oder Ausscheidungen von Blattläusen zurück, welche ausreichend Zucker enthalten.
Die Lasioglossum Pallens ist eine solitär lebende Biene, die allerdings oft in lockeren Aggregationen mit bis zu zehn Nester in unmittelbarer Nähe baut. Es handelt sich hier um Erdnester, die meist in sandigen oder lückenhaft bewachsenen Flächen gebaut werden. Angrenzende Laubwälder geben den Bienen außerdem zusätzlichen Schutz. Obwohl diese Schmalbienen solitär leben, wurden bereits Nester beobachtet, die von Wächterinnen geschützt waren.
Bedrohung erfolgt durch die Kuckucksbiene Sphecodes Majalis (Blutbiene), welche ebenfalls bereits im Frühling fliegt. Dieser Parasit legt seine eigenen Eier in die vorbereiteten Nester der Schmalbiene und verschließt diese. Im Jahr wird nur eine Generation hervorgebracht. Die Überwinterung erfolgt als Imago, also als ausgewachsene Biene, bis im März ein neues Jahr für die nachfolgenden Frühlings-Schmalbienen beginnt.
Bilder
Header: Alain C. – Lasioglossum en avril: le dieu est soleil (CC BY-NC-SA 2.0)