Viren
Viren, Bakterien, Pilze & Parasiten - Krankheiten der Honigbiene
Nicht nur der Klimawandel, Monokulturen und Pestizide, sondern auch Schädlinge und Krankheiten machen der Gesundheit der emsigen Insekten zu schaffen. Gesunde, vitale Bienen sind jedoch ausschlaggebend für das Überleben des gesamten Volkes, dessen Effizienz bei der Bestäubung und der Nektarsuche. Viren, Bakterien, Pilze und andere Schädlinge schwächen nicht nur die einzelne Biene, sie fügen dem gesamten Organismus Bien, wie die Gesamtheit eines Bienenvolkes bezeichnet wird, einen großen Schaden zu. Daher ist es für den Imker wichtig, Krankheiten und deren Symptome rechtzeitig zu erkennen und entsprechende Maßnahmen zur Behandlung durchzuführen.
In der Serie “Bienenkrankheiten” wollen wir Dir häufige Bienenkrankheiten detailliert vorstellen, mögliche Ursachen für den Befall darstellen und Tipps für die Vorbeugung und Bekämpfung geben. Heute: Viren.
Mit den ersten frühjährlichen Sonnenstrahlen sieht man auch die ersten Bienen umher summen. Auf Weiden finden sie die ersten Pollen des Jahres. Die Bienen wirken ruhig und friedlich. Doch der Biene geht es nicht so gut, wie man meinen könnte. Die moderne Landwirtschaft, Schädlinge und Krankheiten machen der Gesundheit des emsigen Insekts zu schaffen. In einer Serie wollen wir Euch gängige Bienenkrankheiten vorstellen. Medial hört man oft von der Varroamilbe und dem kleinen Beutenkäfer. Eine Krankheitsquelle wird dabei oft ungeachtet gelassen: Viren.
Ein Virus (lat.: „Gift“) ist ein unbelebter Partikel. Da ein Virus selbst keinen Stoffwechsel hat, braucht es eine Zelle eines anderen Lebewesens, um sich fortzupflanzen. Man spricht dabei von Wirt und Parasit. Das Verhältnis von Wirt (in diesem Fall die Biene) und verschiedenen Viren war lange Zeit ausgeglichen. Die beiden konnten also miteinander leben, ohne dass die Bienen gesundheitlichen Schaden nahmen. Das hat sich aber geändert, einige Viren setzen den Bienen erheblich zu und wirken teilweise sogar tödlich! Ein Grund für die Ausbreitung der Viren ist der globale Bienenhandel, denn so werden vormalig regionale Krankheiten weltweit verbreitet.
Sackbrut, APV, Flügeldeformationsvirus - diese Viren sind für Bienen gefährlich
Bis heute sind etwa 20 verschiedene Bienenviren bekannt. Die meisten sind für die Bienen nicht weiter schlimm, doch ein paar haben es in sich. Eine Bienenkrankheit ist das Sackbrut-Virus. Es greift hauptsächlich die Brut an. Über den Futtersaft, der das Sackbrut-Virus enthalten kann, werden die Larven bereits frühzeitig infiziert. Diese Larven sterben dann bereits als Steckmaden, bevor sie überhaupt schlüpfen. Sie sehen aus wie schwarzbraune Schiffchen, weshalb die Krankheit umgangssprachlich auch Schiffchenbrut genannt wird. Auch erwachsene Bienen können von der Sackbrut betroffen sein, sie sind dann leistungsschwächer und sterben früher als gesunde Bienen. Tödlich ist die Sackbrut für die Bienenvölker aber selten. Die Völker bleiben aber sehr schwach und produzieren deshalb nur wenig Honig.
Die Varroamilbe als Virenüberträger
Ein weiteres Virus ist APV, das Akute Paralyse Virus. Es kommt im Fettkörper und den Speicheldrüsen der Bienen vor. Dort ist es für die Biene auch nicht schädlich - gelangt es allerdings in die Blutbahn, kann es tödlich wirken. Doch wie kommt es in die Blutbahn der Biene? Über die Varroamilbe. Sie beißt die Biene und injiziert ihr die Viren. Da eine Milbe nicht nur eine Biene befällt, wird das Virus so von Biene zu Biene übertragen. Die Folge sind Verhaltensauffälligkeiten wie Orientierungsstörungen bis hin zum verfrühten Tod. Den Bienen sieht man äußerlich keinen Schaden an, im Gegensatz zum nächsten Virus.
Imker kennen es: Wenn Bienen ohne Flügel zur Welt kommen und hilflos im Stock umher krabbeln, hat das Volk einen massiven Varroa-Schaden. Schuld für diese Verkrüppelungen ist der Deformed-Wing-Virus (DWV), zu deutsch: Flügeldeformationsvirus. Die kranken Bienen schlüpfen mit verkrüppelten Flügeln, die meist entstellt oder gar nicht vorhanden sind. Sie können den ihnen zugeteilten Aufgaben aufgrund ihres Handicaps nicht nachkommen. Für das Volk sind sie deshalb wertlos und werden aus dem Stock geworfen. Der Flügeldeformationsvirus tritt vor allem im Spätsommer auf. Das ist für das Bienenvolk besonders schlimm, da zu dieser Zeit die Winterbienen geboren werden. Die Winterbienen leben genetisch bedingt länger als eine Biene im Frühjahr. Sie müssen das Volk in der brutfreien Zeit über den Winter bringen. Sterben die Winterbienen, stirbt das Volk.
Eine gute Varroa-Behandlung hilft als Vorbeugung gegen Viren
Häufig sind die Bienen von Viren befallen, ohne das es der Imker merkt, da die Symptome nicht auffallen und für die Bienen unschädlich sind. Allein sind Viren für die Bienen oft nicht gefährlich, in Kombination mit anderen Krankheiten aber schon. Man spricht deswegen auch von einer Sekundärinfektion. Ein gesundes Volk heilt sich häufig selbst, weshalb der Imker gar nicht viel gegen die Viren machen kann. Erst mit der Ausbreitung der Varroamilbe nahm auch die Gefahr vieler Viren zu. Mit Hilfe der Milbe können sich die Viren effektiver und aggressiver ausbreiten. Es ist also umso wichtiger, die Varroamilbe im Griff zu haben und effektiv zu behandeln. Die Rechnung ist einfach: Wenig Varroa-Befall, weniger tödlichen Viren.