Wespenalarm im Spätsommer

So verhältst Du Dich im Umgang mit Wespen richtig

Nahaufnahme einer Wespe

Sie verderben schnell den gemütlichen Grillabend, den Drink auf dem Balkon oder das leckere Kuchenbuffet im Garten und auch beim Bäcker von Nebenan tummeln sich die kleinen gelb-schwarzen Tiere in Massen hinter der Theke: Wespen. Aber halt! Wo waren sie eigentlich den ganzen Sommer? Hattest Du schon gehofft, dass Du dieses Jahr von ihnen verschont bleibst? Seit Anfang August sind sie wieder vermehrt zu sehen, denn so viel Glück hattest Du leider nicht. Damit du ab jetzt besser vorbereitet bist, klären wir Dich darüber auf, warum die Wespen-Zeit dieses Jahr erst so spät begonnen hat, wie man sie einfach von der Biene unterscheiden kann und welches Verhalten richtig ist.

Die Wespenplage im Spätsommer

Ob uns ein Sommer mit entspannten Grillabenden und Picknick im Grünen oder Wespenattacken allerorten bevorsteht, entscheidet sich bereits ganz zu Beginn des Jahres. Ein kurzer, milder Winter und Wärme im Frühjahr kommt der Entstehung großer Wespenpopulationen sehr entgegen. Ist der Frühling hingegen nass und verregnet, sorgen Kälte und Überschwemmung für weniger optimale Bedingungen für den Wespennachwuchs.
2015 waren Wespen schon früh zu sehen. Der recht kurze Winter, das warme Frühjahr und das trockene Wetter während der Sommermonate kam den Wespen sehr entgegen. Der Frühling 2016 dagegen war nass und ungemütlich, die teilweise heftigen Regenschauer sorgten an vielen Orten für schlimme Überschwemmungen und auch Wespennester mussten darunter leiden - viele Wespen sind ertrunken und die Bedingungen für den Nachwuchs waren nicht besonders optimal. Auch 2017 litten die Wespen unter den große Niederschlägen.
Wespenköniginnen überwintern alleine in Spalten oder Ritzen. Im Frühjahr beginnen sie damit ein Nest zu suchen und ihre Kolonie aufzubauen - und sind dabei zunächst auf sich alleine gestellt. Sind die ersten Arbeiterinnen geschlüpft, übergibt die Königin die Nahrungsbeschaffung und den Weiterbau des Nestes. Erst jetzt kann sie sich voll und ganz der Fortpflanzung widmen und weitere Eier in den Brutwaben ablegen - und das Wachstum der Wespenkolonie geht deutlich schneller voran. Wespennester befinden sich häufig in dunklen Dachstühlen, aber noch öfter bauen Wespen unterirdisch. Ist es im Frühjahr daher nass und kalt werden die Nester überschwemmt und die Bildung von Kolonien wird verzögert - aber nicht verhindert.

Eine Wespe auf der Pirsch

Unterschiede zwischen Bienen und Wespen

Oft fällt die Unterscheidung von Biene und Wespe schwer, doch nimmst Du Dir einen Augenblick Zeit und betrachtest die beiden Insekten, dann fallen Dir ziemlich schnell deutliche äußerliche Unterschiede auf. Die Biene ist vom Körperbau her ein wenig rundlich und behaart. Sie ist in Braun- und Gelbtönen gestreift, die an Honig erinnern und oft auch leicht ineinander übergehen. Die Wespe dagegen hat einen glatten Körper und es fallen sofort die strikt voneinander getrennten gelben und schwarzen Streifen auf. Sie ist außerdem um einiges schlanker als die Biene und weist die typische, stark ausgeprägte Wespentaille auf.

Wespe auf einem Apfel

Honigbiene auf einer Blüte

Ein weiterer entscheidender Unterschied liegt im Stachel. Die Biene trägt ihren zur Verteidigung: der Bienenstock muss vor Honigräubern geschützt werden können. Sticht eine Biene eine andere, so kann sie den Stachel problemlos wieder herausziehen. Erwischt es allerdings einen Menschen, dann bleibt der Stachel aufgrund eines Widerhakens in der menschlichen Haut stecken. Bei dem Versuch, ihn wieder herauszuziehen reißt die Bienen leider auch einen Teil ihre Hinterleibs ab und stirbt daran. Der Wespe fehlt dieser Widerhaken, aus diesem Grund kann sie ihn mehrmals einsetzten. Sie nutzt ihn z.B. aktiv zur Insektenjagd. Und hier siehst Du auch schon einen weiteren Unterschied der beiden Insekten: Bienen ernähren sich von Pollen und Nektar, bei Wespen stehen süße Getränke, Süßspeisen, Früchte, diverse Essensreste und auch andere Insekten auf dem Speiseplan.

Orangen mit Nelken

 So verhältst Du Dich richtig in Gegenwart von Wespen

Mit einer entsprechenden Vorsorge und dem richtigen Verhalten in Gegenwart von Wespen kannst Du verhindern, dass sie Dir zu nahe kommen oder Dich stechen:

  • Wespen stehen auf bunte Farben, vor allem auf Gelb. Deine Tischdekoration und auch Deine Kleidung solltest Du daher eher in dezenten Farbtönen auswählen.
  • Der Geruch von süßen Parfüms und Cremes lockt Wespen an - wenn möglich also vermeiden. Besser verteilst Du auf dem Tisch einige mit Nelken besteckten Zitronenhälften, auf diese Geruchskombination stehen Wespen gar nicht.
  • Auch der Geruch von Essen zieht Wespen an: möchtest Du im Freien essen, dann denke daran während der Mahlzeit das Essen nach Möglichkeit abzudecken und Reste sofort wegzuräumen. Kindern sollte direkt nach dem Essen unbedingt der Mund abgewischt werden.
  • Getränke nie direkt aus offenen Flaschen trinken - lieber einen Strohhalm verwenden.
  • Mit einer “Ablenkfütterung” lassen sich Wespen vom Tisch weglocken. Dafür eignen sich überreife Trauben sehr gut - einfach in etwa 5-10m Entfernung platzieren. Im Supermarkt erhältliche Wespenfallen mit Bier oder süßem Saft sind nicht zu empfehlen: die Wespen sterben einen qualvollen Tod und meistens fallen auch nur die älteren Tiere darauf herein.
  • Wespen stechen vor allem dann zu, wenn sie sich bedroht fühlen. Daher gilt: Ruhe bewahren und keine ruckartigen Bewegungen! Auch Wegpusten ist nicht empfehlenswert, denn das im Atem enthaltene Kohlendioxid gilt als Alarmsignal.

Ein Wespenstich - was jetzt?

Was aber, wenn man trotz all der Vorsorge einen Wespenstich abbekommen hat? In der Küche findet sich für die Erste Hilfe schnell etwas: die Einstichstelle erst mit einer Zwiebel-, Gurken- oder Zitronenscheibe einreiben und anschließend gut kühlen. So kannst Du ein starkes Anschwellen verhindern und auch der Juckreiz wird abgemildert. Aber Vorsicht: etwa 3-5% der Bevölkerung reagiert allergisch auf Wespen- oder Bienenstiche -  hier ist schnelles Handeln erforderlich. Denn bei einem allergischen Schock kann die (not-)ärztliche Hilfe lebensrettend sein. Anzeichen dafür sind Atemnot, Ausschlag und ein übermäßiges Anschwellen der Einstichstelle.
Ein kleiner Trost: der Bienenstich ist wesentlich schmerzhafter als der Wespenstich, denn Bienen injizieren ihrem Opfer ihr gesamtes Gift mit einem Mal, Wespen teilen sich ihre Giftmenge dagegen für mehrere Opfer aus.

Du hast ein Wespennest entdeckt?

Die für den Menschen gefährlichen Wespenarten, die Gemeine und die Deutsche Wespe, bevorzugen unterirdische und gut geschützte Nistplätze wie z.B. Mäusehöhlen oder Maulwurfsbauten. Aber auch in dunklen Hohlräume wie Rolladenkästen, Dachbalken und hinter Holzfassaden sind ihre Nester häufig zu finden. Hast Du ein frei hängendes Wespennest am Haus oder im Garten, dann kannst Du daher davon ausgehen, dass es sich um ein kurzlebiges Volk handelt, das kaum Interesse an menschlichen Lebensmitteln hat und Dich deshalb in Ruhe lassen wird. Wenn es nicht direkt unter dem Sturz eines Fenster oder einer Tür hängt und ein Sicherheitsabstand von etwa 6 Metern problemlos eingehalten werden kann, dann kannst Du das Nest einfach hängen lassen - es bietet eine gute Möglichkeit, Natur aus nächster Nähe zu betrachten. Kindern kann auf diese Weise vieles über das Leben dieser Insekten vermittelt und die Angst vor Wespen genommen werden. Im Winter sterben die Insekten und die neuen Königinnen werden sich im folgenden Jahr einen neuen Nistplatz suchen. Das leere Nest kannst Du im Biomüll entsorgen.

Wespennest

Sollte Dich das Wespennest aber stören oder eine Gefahr darstellen, kannst Du es von einem Fachmann entfernen und umsiedeln lassen. Dabei wird das gesamte Nest mit allen Tieren an einen entfernten Ort gebracht und dort in einem speziellen Kasten angesiedelt. Als Eigentümer kümmerst Du Dich selbstverständlich selbst darum, als Mieter meldest Du das Wespennest zunächst Deinem Vermieter - dieser muss sich in einer angemessenen Frist um die Beseitigung kümmern und auch die Kosten dafür übernehmen. Geht eine unmittelbare Gefahr vom Wespennest aus, dann kannst Du aber auch direkt die Feuerwehr oder einen Schädlingsbekämpfer beauftragen.

Offenes Wespennest

Versuche auf keinen Fall, die Umsiedlung selbstständig durchzuführen: Wespen sind bei der Verteidigung ihres Nestes sehr aggressiv! Auch von dem Einschließen eines Nestes am Dachbalken oder Rolladenkasten raten wir Dir dringend ab. Die Wespen suchen sich dann einen anderen Ausgang und könnten auf diese Weise sogar ins Haus gelangen. Zusätzlich musst Du am verschlossenen Einflugloch mit aggressiven Wespen rechnen, die nicht mehr in ihr Nest hineinfliegen können.
Aber auch wenn Du von den vielen Wespen schon ziemlich genervt bist - lass' Dir den Spätsommer davon doch nicht verderben! Freu' Dich lieber schon jetzt auf das fleißige Summen der Bienen im nächsten Jahr.

Wespennest an der Decke

Ein Beitrag von Sabrina von nearBees
vom 14.08.2017