Die asiatische Hornisse Vespa Velutina

Viren, Bakterien, Pilze & Parasiten - Krankheiten der Honigbiene

Asiatische Hornisse Vespa Velutina

Nicht nur der Klimawandel, Monokulturen und Pestizide, sondern auch Schädlinge und Krankheiten machen der Gesundheit der emsigen Insekten zu schaffen. Gesunde, vitale Bienen sind jedoch ausschlaggebend für das Überleben des gesamten Volkes, dessen Effizienz bei der Bestäubung und der Nektarsuche. Viren, Bakterien, Pilze und andere Schädlinge schwächen nicht nur die einzelne Biene, sie fügen dem gesamten Organismus Bien, wie die Gesamtheit eines Bienenvolkes bezeichnet wird, einen großen Schaden zu. Daher ist es für den Imker wichtig, Krankheiten und deren Symptome rechtzeitig zu erkennen und entsprechende Maßnahmen zur Behandlung durchzuführen.

In der Serie “Bienenkrankheiten” wollen wir Dir häufige Bienenkrankheiten detailliert vorstellen, mögliche Ursachen für den Befall darstellen und Tipps für die Vorbeugung und Bekämpfung geben. Heute: die asiatische Hornisse Vespa velutina.

2005 zum ersten Mal in Frankreich in der Nähe von Bordeaux entdeckt, hat es sich Vespa velutina nigrithorax, eine asiatische Hornisse, in den darauffolgenden Jahren rasch in den umliegenden europäischen Nachbarländern gemütlich gemacht. Wie ein Insekt, das in Südostasien heimisch ist, ausgerechnet nach Frankreich gelangt ist? Vermutlich mit einer Holz- oder Keramiklieferung aus China - Holz und Holzwolle stellen ein großartiges Überwinterungsversteck für Insekten dar. Aber warum ist diese Hornissenart für Bienen und Imker gefährlicher als unsere europäischen Hornissen?
Wespen und Hornissen sorgen bei vielen Menschen für Panik und wildes Herumfuchteln oder Totschlagen. Doch die in Europa heimische Hornissenart, Vespa crabro, steht unter Naturschutz und ist eigentlich sogar ein recht friedfertiges Insekt - erst bei drohender Gefahr greift sie Menschen an. Auch Vespa velutina wird für Menschen im Normalfall erst ab etwa 4 Metern Entfernung zum Nest gefährlich. Doch mit ihr ist die europäische Hornisse nun erstmals mit invasiver Konkurrenz konfrontiert und auch die Honigbiene leidet unter der asiatischen Hornissenart.

Vespa velutina nigrithorax

Das prägnanteste Merkmal der asiatischen Hornisse und zugleich der weithin sichtbare Unterschied zur europäischen Art, ist ihr schwarzer Thorax: daher auch der Name “Vespa velutina nigrithorax”. Auch Fühler und Kopf sind sehr dunkel bis schwarz, der Hinterleib ist mit gelb-orangenen Streifen versehen. Die leuchtend gelben Enden der Beine sind ebenfalls ein gutes Erkennungsmerkmal. Die Arbeiterinnen der Vespa velutina werden etwa 2-3 cm groß, die Königin kann gut 4 cm groß sein.
Im Vergleich: Der Thoraxbereich der europäischen Hornisse ist nicht tiefschwarz sondern bräunlich gefärbt und auch die Beine haben nicht die charakteristische stark gelbe Färbung wie die Beine der asiatischen Hornisse. Die Arbeiterinnen der europäischen Hornissen erlangen eine Größe von etwa 1,8-2,5 cm und die Königin etwa 3,5 cm. Auch in der Stachellänge gibt es starke Unterschiede: der Stachel der Vespa crabro erreicht etwa eine Länge von 3,7 mm, der Stachel der Vespa velutina kann bis zu 6 mm lang sein - normale Schutzanzüge sind aus diesem Grund ungeeignet für Vespa velutina.
Ein weiterer Unterschied liegt im Nestbau und der Populationsgröße. Vespa velutina baut ihre relativ großen Brutstätten in Höhen von etwa 5 bis 6 Metern aufwärts. Gut dafür eignen sich abgelegene Baumwipfel im Wald - ihre Nester sind daher zum Glück selten in ziviler Nähe zu finden. Mit Volkstärken von 14.000 bis 21.000 Individuen überbietet die asiatische Hornisse ihre europäische Schwester um das dreißigfache (ein Volk der Art Vespa crabro besteht aus 400 bis 700 Hornissen) und auch das Nest erreicht mit Durchmessern von etwa 80 cm eine stattliche Größe. Zum Herbst hin begeben sich bis zu 350 begattete neue Königinnen je Volk in Winterruhe. Daher fällt bei Befall das erste Jahr also noch relativ mild aus, im zweiten Vegetationsjahr kommt es jedoch zu einer explosionsartigen Vermehrung der Vespa velutina.

Vespa Velutina an Flugloch

Vespa Velutina auf der Jagd

Gefahr für Bienen

Die ersten Übergriffe der Vespa velutina auf Bienen finden ab Mai statt, große Schäden richtet sie hier aber meist noch nicht an. Ab Juni beginnen die Hornissen jedoch ihr Primärnest zu verlassen und siedeln sich in einem neuen Sekundärnest mit möglichst naher Futterquelle an. Da rund zwei Drittel der Nahrungsgrundlage für die asiatische Hornisse (in Europa) Bienen sind, findet man die Sekundärnester häufig in der Nähe von Bienenvölkern. In den Sekundärnestern kommt es zu einem Populationsschub und die neu geschlüpften Larven der Hornisse, die circa fünfmal größer als Bienenlarven sind, müssen versorgt werden. Starke Völker sind in der Lage die Angriffe abzuwehren bzw. Verluste auszugleichen, kritisch wird es allerdings bei schwachen und vorgeschädigten Bienenvölkern: Vorschädigungen durch starken Varroa-Befall oder Räuberei erleichtert den Hornissen die Bienen-Jagd.Zusätzlich weist die Hornisse einen ganz eigenen Jagdstil auf: Anstatt die viel zu schnellen Bienen zu verfolgen, die das Nest verlassen, patrouilliert sie mit abgewandtem Blick direkt vor dem Einflugloch und wartet auf ankommende Bienen. Diese kann sie schon von weitem erkennen und die Wahrscheinlichkeit, dass die Flugroute nochmals geändert wird ist sehr gering - die heimkehrenden Sammelbienen fliegen nichtsahnend ihrem Feind entgegen.

Ausbreitung der Vespa velutina in Europa

Ausgehend von Bordeaux hat die Vespa velutina in nur fünf Jahren fast den gesamten Südwesten Frankreichs besiedelt. Von dort aus hat sie sich schnell nach Spanien, Portugal und Italien ausgebreitet und ist mittlerweile auch in Belgien, Österreich und Deutschland gesichtet worden.
Ursprünglich kommt Vespa velutina nicht aus den warmen Küstenregionen im asiatischen Raum, sondern ist vielmehr in abgeschiedenen Gebirgsregionen mit bis zu 6.000 Höhenmetern heimisch. Die Alpen stellen daher kein großes Hindernis für sie dar und auch mit dem europäischen Klima kommen die Hornissen gut zurecht. Mit einem Vertreiben des invasiven Bienenschädlings ist nach über zehn Jahren nicht mehr zu rechnen. In jedem Fall sollte aber bei einem Nestfund das Veterinäramt benachrichtigt werden.

Bilder:

Titel: Vespa Velutina I von Danel Solabarrieta unter CC BY_SA 2.0
Bild 1:Vespa Velutina and bees I von Danel Solabarrieta unter CC BY_SA 2.0
Bild 2:Vespa Velutina and bees III von Danel Solabarrieta unter CC BY_SA 2.0