Insektenhotel adé

Natürliche Nisthilfen 

Nisthilfe aus Bambus

Bienen- und Insektenschutz ist heutzutage wichtiger denn je. Kein Wunder also, dass sich immer mehr Menschen für das Thema interessieren. Im Eifer des Gefechts wird oft zu fertigen Insektenhotels gegriffen, die in nahezu jedem Baumarkt verkauft werden. Was zwar gut gemeint ist, ist oft jedoch gar nicht zielführend: Die häufig unsauber und aus billigem Material produzierten Nisthilfen schaden den Insekten mehr, als sie ihnen nutzen. Natürlich kannst Du selbst ein Wildbienenhaus bauen, jedoch bietet Dein Garten schon einiges an natürlichen Strukturen, in denen sich Insekten pudelwohl fühlen. Wie Du diese für die fleißigen Tierchen auch nutzbar machen kannst, erfährst Du hier. 

Traumhaus zwischen Zweigen und Stängeln

Oft musst Du der Natur einfach nur freien Lauf lassen - so entstehen schon ohne Dein Zutun etliche Nistmöglichkeiten für Biene, Schmetterling und Co. Kleine verwilderte Flecken in Deinem Garten sind zum Beispiel ein richtiges Paradies. 
Lästige Gartenarbeit ersparst Du Dir beispielsweise beim Rasenmähen. Verzichtest Du zwei bis drei Wochen auf die anstrengende Rasenpflege, wird das Gras auch ein wenig länger. Das Resultat: Blüten- und Artenvielfalt nehmen zu. Denn auf einen raspelkurzen Rasen finden weder Bienen noch Schmetterlinge Nahrung. 
Auch bei Deinen Zierpflanzen kannst Du Dir Arbeit sparen: Lässt Du verblühte Stauden größtenteils stehen anstatt sie vor dem Winter zurückzuschneiden, greifst Du unseren summenden Freunden bereits unter die Flügel. So findet der ein oder andere Hohlraumnister ein schönes Zuhause in Stängeln des Brombeerstrauchs oder der Königskerze. Wichtig dabei ist, die Stängel auch im darauffolgenden Jahr noch stehenzulassen, da dort bestenfalls Brut abgelegt wurde.

Trockene Pflanzenstängel

Königskerze

Auch die Stiele von Rosen sind als sogenannte Markstängel für Insekten besonders nützlich. Befestigst Du einige längere Zweige senkrecht mit Draht, Jute oder Heißkleber an Deinem Balkon oder Gartenzaun, kannst Du Dich bald über neue Nachbarn freuen. Manche Wildbienenarten nisten ausschließlich in abgebrochenen oder abgeschnittenen Zweigen, da sie ansonsten nicht an das weiche Mark im Inneren gelangen können. Sie sind deshalb darauf angewiesen, dass der Wind, Mensch oder Tier eine Bruchstelle verursacht, welche den Bienen dann einen leichteren Zugang ermöglicht. Lediglich die Dreizahn-Mauerbiene (Osmia tridentata) hat einen derart kräftigen Biss, dass sie sich selbst einen Eingang ins Zweiginnere beißen kann.
Bist Du weniger begeistert von einem DIY-Projekt, kannst Du auch Schilfmatten aus dem Baumarkt besorgen und an Balkon oder Terrasse befestigen. Sie funktionieren nach dem gleichen Prinzip und bieten mit den abgeschnittenen, hohlen Schilfrohren reichlich Nistplätze und dienen gleichzeitig als Sichtschutz vor neugierigen Blicken.

Äste und Baumstümpfe als Nistmöglichkeiten

Auch indem Du in abgelagerte Gehölze einige kleine Löcher in die Rindenseite bohrst erleichterst Du Insekten den Zugang zu potentiellen Nistplätzen. Aber Achtung, hier ist Präzision gefragt: Sind die Innenwände nicht glatt genug, können sich Insekten beim Einzug an Holzsplittern verletzen. Wenn Du ganz sicher gehen möchtest, kannst Du die Oberfläche rund um die Fluglöcher mit Sandpapier abschleifen - Sicherheit geht schließlich vor!
Bohrst Du die Löcher in unterschiedlichen Größen, am besten zwischen zwei und zehn Millimetern, öffnest Du die Tore für ganz verschiedene Wildbienenarten. So fühlen sich sowohl dicke Brummer als auch Winzlinge in ihrem neuen Zuhause wohl. Übrigens: Auch Baumstümpfen kannst Du auf diese Weise wieder neues Leben einhauchen. 
Wichtig bei diesem Projekt ist außerdem, dass es sich beim abgelagerten Gehölz um Hartholz handelt. Dazu zählen Buche, Eiche oder Esche - Holz von Nadelbäumen ist weich und deshalb ungeeignet, da es viel Harz enthält, das die Flügel von Wildbienen verkleben würde. 

Holzstamm mit gebohrten Löchern

Unterirdisches Wohnen

Manche Wildbienenarten bevorzugen es, unterirdisch zu nisten. Dafür benötigen sie sonnige, vegetationsfreie Flächen. Hast Du in Deinem Garten also eine karge Stelle, auf der einfach nichts wachsen will, ärgere Dich nicht! Schon ein kleiner sandiger Fleck ist ein willkommener Unterschlupf für Rainfarn-Seidenbiene und Co. Auch sandige Fugen im Gartenweg oder eine etwas lockere Bepflanzung im Beet nehmen sie dankend an. 

Biene im Sand

Große Projekte für kleine Helden

Wie Du siehst, gibt Dein Garten schon Einiges für die Insekten her. Wenn Du Dein handwerkliches Geschick unter Beweis stellen möchtest und bereit bist für ein großes Projekt, dann schlagen wir das Anlegen eines Nisthügels vor. Damit gibst Du Bodennistern wie z. B. der Pförtner-Schmalbiene ein neues Zuhause. 
Nach der Entfernung der Grasnarbe schüttest Du an einem ruhigen Plätzchen in Deinem Garten eine Erd-Sand-Mischung in einen Hügel auf. Durch das lockere Material können die Insekten leichter Gänge bauen und Regenwasser versickert schnell. Normale Gartenerde oder Humus ist hier eher ungeeignet, da sich dort Pflanzen schnell wieder ausbreiten. 
Eine ähnliche Nisthilfe ist ein Sandarium. Hast Du einen sonnigen, leeren Platz in Deinem Garten? Perfekt! Dann kann es auch schon losgehen. Zunächst musst Du eine Mulde ausheben, die mindestens 50 Zentimeter tief sein sollte. Das ausgegrabene Loch füllst Du mit Sand auf und bildest einen kleinen Hügel. Aber aufgepasst, nicht jeder Sand ist für dieses Unterfangen geeignet. Am Besten ist grober, ungewaschener Sand. Dabei sollte die Struktur so sein, dass er auch im trockenen Zustand gut zusammenhält. Sorgst Du in der Umgebung noch für etwas Totholz, wie Äste oder Wurzeln, machst Du das Insektenglück komplett, denn mit diesem Material bauen die Wildbienen ihre Nester. 
nearBees-Profitipp: Damit Dein Sandarium nicht als Katzenklo endet, solltest Du z.B. lockere Brombeer-Ranken oder Rosenschnitt darauf verteilen.
Für Steilwandnister wie die Pelzbiene eignet sich eine selbstgebaute Lehmwand. Dafür werden alte Balkonkästen oder Holzkisten mit Lehm gefüllt und Löcher verschiedenster Größen hineingestochen. Nach dem Trocknen sollte das Substrat zwar stabil, allerdings auch nicht zu hart sein. Kannst Du das Material noch etwas mit dem Fingernagel abkratzen, hast Du die richtige Konsistenz erreicht. Den optimalen Lehm findest Du in natürlichen Lehmgruben, aber auch im Baumarkt. Staple Deine Holzkisten zum Abschluss seitlich gekippt übereinander, sodass eine kleine Wand entsteht - fertig ist Deine Nisthilfe

Nur keine Eile

Dein Garten bietet nun die besten Voraussetzungen für ein Insektenparadies - aber es summt und brummt noch nicht? Sei nicht enttäuscht, wenn sich in Deinen Nisthilfen oder an den vielen natürlichen Nistplätzen nicht sofort die Insekten tummeln - womöglich ziehen sie erst ein Jahr später bei Dir ein.

Du willst mehr wissen?

Neben den oben genannten Nisthilfen gibt es viele weitere Inspirationen für einen insektenfreundlichen Garten. In seinem Ideenbuch "Nützlingshotels" (Verlag Eugen Ulmer) geht Markus Gastl nicht nur auf Bienen und Käfer ein, sondern gibt auch Eichhörnchen, Igel und Co. ein Zuhause. In "Insektenhotels. Für Balkon, Terrasse und Kleingarten” (Hans-Nietsche-Verlag) lernst Du, dass man für Insektenhotels gar nicht viel Platz braucht.. Sebastian Hopfenmüller und Eva Stangler geben  in "Bienen retten" (Verlag Eugen Ulmer) wertvolle Tipps für die richtige Bepflanzung und Nistplätze in Deinem Bienengarten. Zudem kannst Du verschiedene Wildbienenarten kennenlernen.