Kalter Tanz in den Wonnemonat

Imkerarbeiten im Mai

Biene auf Rapsblüte

Das Frühjahr nimmt Fahrt auf, das Obst und der Raps blüht - nur das Wetter macht nicht mit. Die Völker haben sich trotzdem gut entwickelt und sind bereit für das große Blühen. Nun steht die intensivste Zeit des Jahres an.

Was macht die Natur?

Der April macht was er will - in diesem Jahr hat er uns mit sehr warmen Temperaturen überrascht. Der Mai fängt vielerorts zwar eher verregnet an, aber wir dürfen auf gutes Wetter hoffen. 
Es blühen der Raps, das Obst und viele weitere Pflanzen, die den Bienen als Nektarquelle dienen. Jetzt in der Hauptsaison ist der Tisch für die Bienen reich gedeckt. Ab Anfang Juni beginnt dann auch bei Himbeere, Brombeere, Ross- und Edelkastanie sowie Robinien die Blütezeit.

Biene auf Löwenzahnblüte

 

Was machen die Bienen?

Der Abgang der Winterbienen ist jetzt dann erfolgreich kompensiert, da die erste große Brut-Welle gerade schlüpft. Einer wahren Populations-Explosion steht also nichts mehr im Weg. Der Mai ist nicht nur für den Imker, sondern auch für die Bienen ein richtungweisender Monat.

Ab jetzt tragen die Bienen den Honig für den Winter ein. Zudem ist nun die Zeit für ihre eigentliche Vermehrung - soll heißen, die Bienen wollen schwärmen. Dazu wächst die Population stetig, sie ziehen nun auch Drohnen und bei konkreten Schwarm-Plänen auch junge Königinnen in Schwarmzellen heran.

Die etwas überraschende Kälte gefällt den Bienen natürlich auch nicht. Aber Du musst Dir keine Sorgen um sie machen, die Biene ist schließlich ein wildes Tier und hat so Jahrtausende überlebt. Wichtig ist dabei nur - wie immer - dass die Bienen genügend Futter haben.

Bienen am Flugloch

Was macht der Imker?

Was ist bisher geschehen? Idealerweise hast Du bis zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht viel an den Bienen gemacht. Frühjahrskontrollen zu Weiselrichtigkeit, Volkstärke und Futtervorrat waren notwendig und bei passender Tracht und Volkstärke hast Du schon den Honigraum aufgesetzt. Das war’s dann auch schon.

Was ist jetzt zu tun?
Bei dieser Kälte gilt mal wieder die Devise “Weniger ist mehr”. Mache die Beute nicht unnötig auf, denn das stört nur den Wärmehaushalt im Stock. Du solltest aber unbedingt die Futterreserven im Blick behalten. Das Volk sollte immer einen Vorrat von etwa fünf Kilogramm Futter haben. Am geschicktesten ist das in den Randwaben im Brutraum. Auch wenn es keinen Nektar zu sammeln gibt, verbraucht ein Volk schon mal zwei Kilogramm Futter in der Woche.

Wenn es wieder wärmer ist, solltest Du ab jetzt etwa alle zehn Tage nach den Bienen schauen um das Verhalten des Volkes zu beobachten. Hier solltest Du vor allem den Schwarmtrieb im Blick haben. Als Imker sollte es Dein Ziel sein, dass ein Bienenvolk nicht schwärmt. Das hat zwei konkrete Gründe: Für dich als Imker springt bei einem abgeschwärmten Volk kaum noch Honig heraus. Für die Bienen ist es ebenfalls nicht gut, da der Schwarm in der freien Wildbahn ohne die Hilfe des Imkers nicht überleben kann. Deshalb zeitig nach dem Schwarmtrieb schauen und diesem vorbeugen. Siehst Du bei der Kontrolle kleine unbestiftete Spielnäpfchen, ist das im Mai völlig normal. Kritisch wird es erst, wenn Du bestiftete Schwarmzellen hast.

Gute Maßnahmen zur Schwarmverhinderung sind Drohnenrahmen schneiden, den Völkern genügend Platz geben und zeitig zu schröpfen.

Das Schneiden des Drohnenrahmens ist nicht nur zur Schwarmvorbeugung sinnvoll, sondern auch eine gute biologische Behandlungsmethode gegen die Varroamilben. Das kommt daher, dass die Drohnenbrut von den Milben bevorzugt wird, weil sie sich in der Drohnenbrut aufgrund der längeren Brutzeit besser vermehren können. Durch das Entnehmen der Drohenbrut reduziert man die Milbenanzahl auf natürliche Art und Weise. Außerdem siehst Du am Drohnenrahmen auch gut, ob das Volk schon in Schwarmstimmung ist, denn Schwarmzellen sind besonders häufig am Drohnenrahmen zu finden. Wichtig: Den Drohnenrahmen rechtzeitig entnehmen und die Drohnen nicht schlüpfen lassen. Nach dem Entnehmen solltest Du den Rahmen in die Gefriertruhe legen, damit Milben und Drohnen sterben und kannst ihn anschließend einschmelzen oder die Drohenlarven an Fische oder Vögel verfüttern.
Ein weiterer Trick gegen den Schwarmtrieb ist zeitiges Aufsetzen des Honigraumes. So haben die Bienen mehr Platz um sich auszubreiten und dadurch auch weniger Lust aufs Schwärmen.
Das wohl effektivste Mittel gegen den Schwarmtrieb ist das Schröpfen der Völker. Du entnimmst dem Volk also Brutwaben und kannst damit Ableger bilden. Besonders wichtig ist dabei, dass die Königin im alten Volk bleibt und nicht mitumgehängt wird. Beim Schröpfen gilt: “Vorsicht ist besser als Nachsicht”. Also lieber gleich Anfang Mai eine voll verdeckelte Brutwabe entnehmen, sodass gar kein Schwarmtrieb aufkommt. Sind bereits bestiftete Schwarmzellen vorhanden, hilft eine solch kleine Schröpfung oft nicht mehr.

Imkerin begutachtet Wabe

Für die Ablegerbildung kannst Du entweder spezielle Ableger-Kästen verwenden oder einen normalen Kasten und diesen mit einem Schied einengen. Wichtig ist, dass der Ableger immer genügend Futter hat, daher immer noch eine Futterwabe zuhängen. Nun braucht aber auch ein Ableger eine Königin. Dazu nimmst Du am besten eine Weiselzelle, die Du selbst herangezogen hast oder bei einem anderen Imker im Verein bekommst.

Die Ablegerbildung ist übrigens auch eine gute Gelegenheit bei einem Imkerpaten in die Lehre zu gehen. Zusammen kann man einen Ableger bilden, ihn erweitern und beim Wachsen zusehen, damit ihn der Jung-Imker dann im nächsten Frühjahr allein übernehmen kann.

Falls Dir oder einem anderen Imker doch ein Schwarm abgeht, kannst Du diesen Schwarm ganz einfach einschlagen. Wichtig ist dabei, dass Du Dich nicht unnötig in Gefahr bringst - Kein Schwarm ist es wert, Deine Gesundheit zu riskieren! Ist der Schwarm aber gut erreichbar, die Bienentraube etwas mit Wasser besprühen, damit später keine Bienen auffliegen und dann die Traube in eine Schwarmfangkiste oder ein geschlossenes Magazin stoßen. Wenn der Großteil der Bienen in der Kiste ist, die Kiste in den Schatten stellen und an einer Stelle offen lassen. Die Bienen orientieren sich im Schwarm nämlich nach der Königin und ziehen zu ihr in die Kiste ein. Ist der Schwarm erfolgreich geschöpft, kannst Du ihn am nächsten Tag in eine Beute mit Mittelwänden geben. Wichtig ist, dass Du ihn gleich fütterst, da der Schwarm ja keine Futtervorräte hat. Prinzipiell sind Schwärme sehr fleißig und können Dir bei einer späten Tracht auch noch gut Honig bringen.

Dich ruft ein Nachbar an, dass er einen Schwarm im Garten hängen hat und Du bist Dir nicht sicher, ob du ihn einschlagen darfst? Dafür gibt es extra ein Schwarm-Gesetz im Bürgerlichen Gesetzbuch. Ein Schwarm gilt dann als herrenlos, wenn er nicht gleich vom Imker verfolgt wird. Und ein herrenloser Schwarm gehört dem Finder, der zum Einschlagen des Schwarmes auch fremde Grundstücke betreten darf. Wenn Du also einen Schwarm siehst oder angeboten bekommst, darfst Du ihn ohne rechtliche Bedenken einschlagen.

Bienenwabe

Gerade jetzt im Mai ist es wichtig gut vorbereitet zu sein: Fertig aufsetzbare Honigräume bereithalten und schon einmal die Geräte für die Schleuderung vorbereiten, kann also nicht schaden.

Was steht in Zukunft an? Jetzt beginnt die heiße Phase: Als Imker musst Du über den Mai hinweg viele Arbeiten gleichzeitig stemmen: Schwarmkontrollen, Honigschleudern, Ablegerbildung. Eine intensive, aber auch schöne Zeit!