Kirschlorbeer

Ein Bienenmagnet ohne Blüten?

Kirschlorbeer

Als beliebte Heckenpflanze hat der Kirschlorbeer (Prunus laurocerasus) in vielen Gärten bereits Einzug gehalten. An dem Strauch summt und brummt es zur Zeit: Er scheint ein richtiger Insektenmagnet zu sein! Aber wieso fliegen Bestäuber ihn an, obwohl er nicht einmal blüht?

Kirschlorbeer 1x1

Die Pflanze wird im Allgemeinen Kirschlorbeer genannt, richtig wäre allerdings die Bezeichnung Lorbeerkirsche -  denn die Pflanze ist nicht mit der Lorbeere verwandt, sondern es handelt sich um ein Steinobstgewächs. 
Der immergrüne Strauch mit ovalen, ledrigen, lorbeerähnlichen Blättern wird meist zwischen zwei und vier Metern hoch. In extremen Fällen kann der Kirschlorbeer aber auch eine Höhe von bis zu sieben Metern erreichen. Aus den angenehm riechenden Blüten, die von April bis Juni zu sehen sind, entwickeln sich kleine, schwarze, kirschartige Früchte, die aussehen wie kleine Beeren.
Im Jahr 2013 wurde der Kirschlorbeer zur Giftpflanze des Jahres gewählt: Sowohl die Kerne der Frucht als auch die Blätter enthalten Blausäure. Kirschlorbeer ist dabei nicht nur für Menschen giftig, sondern auch für Tiere, darunter Hunde, Katzen, Vögel, aber auch Pferde, Rinder und Schweine. Um diese Blausäure freizusetzen, müssen die Pflanzenteile allerdings gründlich zerkaut werden, sodass die Gefahr einer Vergiftung allgemein relativ gering ist. Vorsicht ist nur bei den Kernen der Frucht geboten: Diese sind zwar schwer zu zerkauen, wenn es aber doch geschieht, können sie lebensgefährlich sein.

Nektar ohne Blüten

Doch warum fliegen Bienen den Kirschlorbeer im heimischen Garten nun an, auch wenn er gerade nicht blüht? Der Grund dafür sind seine extrafloralen Nektarien: Die Pflanze sondert an ihren Blättern bzw. Stielen einen süßen Zuckersaft aus. 
Das unterscheidet die Heckenpflanze von vielen anderen, denn in der Regel sitzen Nektarien innerhalb der Blüte - hierbei spricht man von nuptialen Nektarien. Mit Optik, Duftstoffen und Nektar lockt die Pflanze dann bestäubende Insekten zu ihren Blüten. Die Honig- oder Wildbiene kriecht dann tief in die Blütenkelche. Dabei bleibt ordentlich Pollen an ihrem Körper hängen, den sie dann wiederum mit zur nächsten Blüte bringt und diese bestäubt. 
Extraflorale Nektarien sollen ebenfalls Insekten anlocken, dienen aber in aller Regel nicht der Bestäubung, sondern der Schädlingsabwehr. Sind zum Beispiel Ameisen schon auf der Pflanze, weil sie durch den Zuckersaft angelockt wurden, so nehmen sie auch gleich Schädlinge, zum Beispiel Blattläuse, mit. Doch von den extrafloralen Nektarien werden eben auch Bienen angelockt, die sich daran gütlich tun. Wenn es im Kirschlorbeer ordentlich summt, dann sind die Bienen gerade dabei, den Zuckersaft einzusammeln, welchen der Kirschlorbeer absondert.

Ist der Kirschlorbeer eine Bienenweide?

Der Kirschlorbeer hat auch hübsche, weiße Blütendolden zu bieten. Diese machen den Kirschlorbeer auch so beliebt für die Hecke zum Nachbarn. Doch obwohl die Blüten dekorativ aussehen, machen viele Insekten wie Bienen oder Schmetterlinge einen Bogen um sie. Als Gewohnheitstiere fliegen z. B. Hummeln lieber Pflanzenarten an, die sie bereits kennen. So kann es sein, dass der Kirschlorbeer links liegen gelassen wird, da er als Neophyt weniger attraktiv als heimische Pflanzen ist. 

Blüten des Kirschlorbeers

Einige Wildbienenarten bilden eine Ausnahme: Die Rotpelzige Sandbiene, die Rotschopfige Sandbiene und die Frühlingsseidenbiene wurden bereits beim Pollensammeln am Kirschlorbeer beobachtet. So lässt sich festhalten: Es ist kompliziert. An Prunus laurocerasus scheiden sich nicht nur bei den Menschen die Geister, sondern auch bei den Bienen.

Das Problem der Hecke aus Kirschlorbeer

Viele setzen den immergrünen Kirschlorbeer als Alternative zur Thuja-Hecke im eigenen Garten ein. Denn er ist nicht nur blickdicht, sondern auch robust und pflegeleicht. Die Tiere im heimischen Garten machen jedoch häufig einen Bogen um den Strauch. 
Zum einen ist der Kirschlorbeer ein Neophyt - das heißt, er ist nicht hier heimisch, sondern in Südosteuropa und Vorderasien. Die Fauna hierzulande hatte aus diesem Grund noch nicht ausreichend Zeit, sich an ihn zu gewöhnen, sodass sie ihn im Zweifelsfall eher meiden. Zum anderen ist der Kirschlorbeer giftig - auch das  macht ihn nicht besonders beliebt. 
Problematisch für unsere Natur ist aber noch eine ganz andere Eigenschaft des Steinobstgewächses: Er breitet sich rasant aus und das nicht nur im heimischen Garten. Obwohl die Früchte giftig sind, gibt es immer wieder Vögel, die sich daran gütlich tun. Die Kerne werden wieder ausgeschieden und verteilen sich auf diese Weise über weite Entfernungen. Das Problem an seiner Verbreitung? Der Kirschlorbeer ist relativ anspruchslos, sodass aus den Samen schnell ein neuer Strauch wächst, der dann heimische Pflanzen verdrängt.

Alternative Heckenpflanzen

Insgesamt ist es gar nicht so einfach, eine eindeutige Antwort zu geben, ob der Kirschlorbeer Bienen schadet oder nicht. Auf der sicheren Seite bist Du, wenn Du Dich nach einer Alternative für Deine Gartenhecke umsiehst. Erste Anhaltspunkte können Berberitze, Weißdorn oder Liguster sein. Jede der Pflanzen kann gleichzeitig als Bienenweide dienen und liefert im Spätsommer und Herbst mit ihren Beeren auch Vögeln reichlich Nahrung - ein echter Gewinn für die Natur in Deinem Garten!

Ein Beitrag von Zoe von nearBees
vom 10.06.2020