Feinster Fleischhonig von Bienen

Der etwas andere Honig

Eine Biene der Gattung Trigona

Fleischfresser Wespe vs. Vegetarier Biene?

Bienen sind brave Tiere, die ihren Nektar sammeln, Pflanzen bestäuben und uns mit Honig versorgen. Wespen dagegen sind bösartige Killer, die sich durch ihre Aggressivität unbeliebt machen. Dieses Bild dürfte bei den meisten fest im Kopf verankert sein. Fressen aber wirklich nur Wespen Fleisch, während Bienen rein vegetarisch leben? Blickt man auf die Evolution der beiden Insekten zurück, gehen Forscher davon aus, dass Bienen und die Wespenfamilie “Ammoplanidae” dieselben Vorfahren haben - und trotzdem scheinen sie sich in ihren Ernährungsweisen stark zu unterscheiden. Doch auch heute findet man Bienen, die sich nicht ausschließlich pflanzlich ernähren.

Die Aas-Bienen unter der Lupe

Die Bienenarten “Trigona necrophaga”, “Trigona hypogea” und “Trigona crassipes” zeichnet eine besondere Eigenschaft aus: Diese stachellosen Bienen sind Aasfresser und in Süd- und Mittelamerika, in Teilen Mexikos sowie in der Karibik beheimatet. Im Volksmund werden sie daher oft auch „Geierbienen” genannt. Den Namen haben sie aber nicht nur ihrer Verhaltensweise zu verdanken, sondern ebenso den sich im Darm befindenden Bakterien. Diese Mikroben ähneln jenen, die etwa auch Geier oder andere Aasfresser in sich tragen, und sind in der Bienenwelt einzigartig. Es wird vermutet, dass diese Symbiose vor Krankheitserregern schützt.

Vom toten Tier zum Lebensspender

Auch wenn Geierbienen Honig produzieren, reicht dieser gerade einmal für den Eigenbedarf aus. Als Nutztiere sind die Insekten deshalb nicht rentabel. Die Art und Weise, wie Geierbienen ihren Honig herstellen, ist aber etwas ganz Besonderes: Bei ihrer Suche nach Nahrung sammeln Aasbienen Nektar und produzieren daraus Honig, doch für den Eiweißbedarf ersetzen sie Pollen durch Fleisch toter Tiere. Beides gelangt in ihren Magen, worin der inzwischen vorverdaute Brei gelagert und als honigartige Mischung aus Fleisch und etwas Nektar zum Bienenstock gebracht wird. Für den Nachwuchs ist das zucker- und proteinhaltige Gemisch von großer Bedeutung: Die reichlichen Mengen an Eiweiß treiben das Wachstum der Larven voran.

Aus verwesenden Tierkadavern wird leckerer Honig?

Kann man also von “Feinstem Fleischhonig” sprechen? Die Trigona sammeln wie die meisten Bienenarten Nektar und produzieren daraus Honig. Andere Bienen tragen aber Pollen an ihren Hinterbeinen mit sich, wohingegen die Geierbienen ihren Pollenersatz, Aasfleisch, fressen. Da sowohl das tote Fleisch als auch der Nektar hierdurch in den Magen gelangen, vermischen sich beide Substanzen miteinander. Der aus Nektar gewonnene Honig beruht somit auch auf Aasfleisch, weswegen man durchaus das Endprodukt als fleischhaltig betiteln kann.
Der fertige Honig ist grau-braun und dunkel. Er hat einen säuerlichen Geschmack und trotz der leichten Süße im Vergleich zum herkömmlichen Honig einen beträchtlich geringeren Zuckeranteil. Dafür kann er mit einem hohen Gehalt an tierischem Eiweiß glänzen. Ob der Honig aus Nektar und Gammelfleisch Appetit weckt, hängt wohl von einem selbst ab. So oder so dürfte es sehr schwierig sein, ihn zu probieren, da diese Art von Honig nicht kommerziell genutzt wird.

Ein Beitrag von Maximilian von nearBees
vom 28.03.2024