Ein UFO für Bienen

Die Bienenkugel

Bienenkugel

Umweltgifte, Parasiten wie die Varroa-Milbe, aber auch Monokulturen in der Landwirtschaft stellen für Bienen eine große Belastung dar. Höchste Zeit also, nicht nur darüber nachzudenken, wie diese Stressfaktoren reduziert werden können, sondern wie allgemein die Bienenhaltung der Zukunft aussehen soll. Wenn es nach Andreas Heidinger geht, dann sieht diese Zukunft kugelrund und ein bisschen wie ein UFO aus. Was hat es damit auf sich?

Ecken - keine runde Sache für Bienen

Angetrieben von der Frage, wie sich Bienen am wohlsten fühlen, beobachtete der Imker seine Bienen intensiv. Dabei entdeckte er, dass Bienen fast nie in die Ecken eines Bienenkastens bauen. Kein Wunder, denn im Gegensatz zu den Magazinen, die üblicherweise in der Imkerei verwendet werden, bauen Bienen naturgemäß immer rund.
Bei näherer Beschäftigung damit wird auch klar, warum das so ist: Die Ecken eines Bienenkastens sind Kältebrücken, was zu Temperaturschwankungen führt. In einem kugelförmigen Bienenstock kann dagegen leichter eine konstante Temperatur aufrechterhalten werden.Gerade im Winter, wenn Bienen durch Muskelzittern dafür sorgen müssen, dass es kuschlig warm im Bienenstock bleibt, sind runde Formen ein großer Vorteil. Der wegfallende Wärmeverlust bedeutet nämlich für die Bienen, dass sie deutlich weniger Arbeit damit haben. Dadurch benötigen sie über den Winter auch weniger Honig- das freut dann auch den Imker. Zudem kann sich durch die Temperaturunterschiede in eckigen Bienenkästen an deren Rändern leicht Kondenswasser bilden. Diese Feuchtigkeit kann laut Andreas Heidinger leicht zu Schimmelbildung führen. Allerdings ist noch umstritten, in wie weit diese Schimmelbildung wirklich auftritt.

Kugeln als die Zukunft für Bienen?

Die Erkenntnisse wollte Andreas Heidinger nutzen, um noch besser für seine Bienen zu sorgen. Zusammen mit dem Bienenexperten Prof. Dr. Jürgen Tautz entwickelte er daher die Bienenkugel, genannt HOBOSphere. Es handelt sich dabei um eine neuartige Bienenbehausung die anders als in der Imkerei übliche Bienenkästen rund ist. Die Waben werden dabei von den Bienen selbst gebildet.

Bienenwabe aus Bienenkugel

Gleichzeitig ist die Bienenkugel auch an die besonderen Bedürfnisse der Imkerei angepasst: Durch die herausnehmbaren Rähmchen ist eine Kontrolle der Bienen und die Behandlung gegen die Varroa-Milbe ganz normal möglich. Der Honigraum kann sogar eckig sein - da hier nur der überschüssige Honig eingelagert wird, sind Temperaturschwankungen dort problemlos. Schwierigkeiten bei der Ernte dank der ungewöhnlichen Form treten daher nicht auf. Ein spezieller Anbau, der unter der Bienenkugel angebracht werden kann, soll zudem helfen, das Ökosystem des Bodens einer Baumhöhle nachzuahmen. Die Kleinstlebewesen, die sich dort ansiedeln, fressen unter anderem Parasiten und sollen so dem Bienenvolk dabei helfen, gesund zu bleiben.
Durch die Orientierung an den natürlichen Gegebenheiten sollen mit der Bienenkugel die Bienen fitter bleiben und sogar weniger Honig verbrauchen. Die bisherigen Erfahrungen von Imkern mit der neuartigen Form sind positiv, doch noch fehlen Langzeitstudien. Wir sind gespannt, ob die Hoffnungen der Forscher sich erfüllen - dann wäre die Zukunft der Biene eine wirklich runde Sache.

Ein Beitrag von Michael von nearBees
vom 09.09.2015