Biene sucht Blüte: Falsches Timing
Für Wildbienen können mildere Temperaturen tödliche Konsequenzen haben
Zwischen Bienen und Pflanzen hat sich im Laufe ihrer Evolution eine enge Symbiose entwickelt. Die Bienen sind auf Nektar und Pollen angewiesen, Pflanzen wiederum brauchen zur Fortpflanzung die Bestäubung der Bienen. Insbesondere Wildbienen haben sich häufig auf bestimmte Pflanzen spezialisiert. Die Heidekraut-Seidenbiene z.B. ernährt sich hauptsächlich von Pollen und Nektar von Heidekrautgewächsen, die Distel-Wollbiene ist auf bestimmte Korbblütler spezialisiert.
Die durch den Klimawandel bedingten milderen Winter in Deutschland führen dazu, dass viele Pflanzen schon zu einem früheren Zeitpunkt blühen als es bisher der Fall gewesen ist. Das hat fatale Auswirkungen, denn die bestehende Synchronisation zwischen Biene und Pflanze wird dadurch aus dem Gleichgewicht gebracht.
Für die Bienen ist ein gutes Timing beim Schlüpfen von großer Bedeutung. Beginnt der Blühzeitpunkt ihrer Nahrungspflanzen zu früh und die Bienen sind noch gar nicht geschlüpft, gibt es nicht mehr ausreichend Nektar und Pollen. Aber auch das Gegenteil birgt Gefahren: Schlüpfen die Bienen bereits vor dem Blühen der für sie notwendigen Pflanzen, so sind ebenfalls nicht genug Nahrungsquellen vorhanden. In einem Experiment konnte festgestellt werden, dass die Bienen durch neue Verhaltensstrategien versuchen, mit der Futterknappheit klarzukommen. So wird z.B. die Zahl der Nester bei gleichbleibender Anzahl an Nachkommen reduziert oder es wird für mehr männliche Nachkommen gesorgt, die weniger Futter benötigen. Bereits eine Zeitverschiebung von nur wenigen Tagen hat nachhaltige Auswirkungen auf Aktivität, Nestbau und Fortpflanzung - oder führt direkt zum Verhungern.