Umweltsünde Weihnachtsbaum?
Für eine Nachhaltige Weihnachtszeit
Weihnachten hat so seine Vor- und Nachteile. Auf der Habenseite steht ganz klar: Plätzchen, Glühwein, gemütliche Lichterketten und ein schöner Tannenbaum.
Für Viele ist gerade letzterer nicht aus dem heimischen Wohnzimmer wegzudenken. Das bedeutet allerdings, dass in Deutschland zwischen 25 und 30 Millionen Weihnachtsbäume jährlich gefällt, aufgestellt und nach nur kurzer Zeit wieder entsorgt werden.
Spieglein, Spieglein an der Wand, wer ist der schönste Weihnachtsbaum im Land?
Bei Weihnachtsbäumen gilt: Je bauchiger, buschiger und dichter benadelt, desto besser. Gleichzeitig sollte das grüne Prachtstück aber nicht zu schnell die Nadeln verlieren, einen geraden Wuchs mit schöner Spitzen haben und so lange wie möglich grün bleiben - ganz schön hohe Ansprüche.
Zwei Arten, die diese Kriterien erfüllen, sind die Nordmanntanne und die Blaufichte. Besonders erstere ist ein Publikumsliebling: Drei von vier Deutschen hatten im Jahr 2018 eine Nordmanntanne in ihrem Wohnzimmer stehen.
Chemiecocktail statt Weihnachtspunsch
In Deutschland werden Nordmanntanne und Blaufichte auf eigens dafür angelegten Plantagen gezüchtet - die benötigen Platz, Wasser und Dünger. In diesen Monokulturen wird so einiges an Chemikalien verwendet: Mit Insektiziden wird lästiges Ungeziefer ferngehalten, Herbizide halten das Unkraut in Schach und Mineraldünger sorgt für einen gleichmäßigen Wuchs und kräftig blau-grüne Nadeln. Aus dem augenscheinlichen Naturprodukt wird dann schnell ein Chemiecocktail.
Der Bund Naturschutz stellte dazu Untersuchungen mit unabhängigen Laboren an. Das Ergebnis: Bei 14 von insgesamt 23 Bäumen wurden Rückstände von Pestiziden entdeckt. Das Insektenschutzmittel Iambda-Cyhalothrin wurde dabei besonders häufig nachgewiesen. Es ist hochgiftig für Bienen und Wasserlebewesen und belastet Hormonsystem und Nervenzellen. Diese Art des Anbaus ist demnach nicht nur schädlich für Natur und Ökosystem, sondern auch für die menschliche Gesundheit bedenklich.
Bio-Siegel als Wegweiser
Worauf kannst Du also achten, wenn Du Nachhaltigkeit und Weihnachtsbaum unter einen Hut bekommen möchtest? Am besten wäre es natürlich, auf grüne Deko zu verzichten - das ist jedoch für die wenigsten eine Option. Schließlich gehört der Weihnachtsbaum mit seinem bezeichnendem Duft und der hübschen Deko für die meisten einfach zum Fest dazu.
Es gibt aber Alternativen, mit denen Du guten Gewissens die Feiertage verbringen kannst, zum Beispiel zertifizierte Bio-Bäume. Zwar wachsen auch diese selten im Wald, jedoch wird auf den Öko-Plantagen auf Pestizide verzichtet. Die Unkrautentfernung geschieht hier oft auf die wohl nachhaltigste Art: Schafe halten nicht nur Unkraut im Zaum, sondern sorgen auch noch für zusätzlichen Dünger. Zudem sind die Plantagen meist in Mischkulturen angelegt, was förderlich für die heimische Artenvielfalt ist. Die klimafreundlichen Ökobäume erkennst Du an ihren Siegeln, zum Beispiel Bioland, Demeter oder Naturland.
Regionalität ist das A und O
Ähnlich wie bei Honig ist es auch beim Tannenbaum sinnvoll, nach regionalen Anbietern Ausschau zu halten. Zwar ist der Gesundheitszustand der deutschen Wälder kritisch, dennoch müssen Försterinnen darauf achten, dass die Bäume nicht zu dicht beieinander wachsen. Einzelne Bäume zu entfernen ist demnach sogar förderlich.
Aber Achtung: Willst Du einen Weihnachtsbaum aus dem Wald Deiner Nachbarschaft fällen, musst Du das zuerst mit dem zuständigen Förster abklären. Sonst drohen Strafen bis zu 50.000 Euro!
Weihnachtsidyll aus Plastik?
Mittlerweile gibt es auch Weihnachtsbäume aus Plastik. Ob das jedoch die Lösung ist, um der Nachhaltigkeitsproblematik rund um das Thema Weihnachtsbäume ein Ende zu setzen, ist umstritten. Die Bäume werden meistens billig in China produziert - die Transportkosten und CO2-Emissionen sind also enorm. Gleichzeitig werden bei der Herstellung fossile Ressourcen verbraucht.
Ein Vorteil ist aber, dass Du die Tanne wiederverwenden kannst. Um die CO2-Emissionen für Produktion und Transport wieder auszugleichen, müsstest Du Deinen Christbaum allerdings länger verwenden, als vom Hersteller überhaupt vorgesehen. Eine richtig nachhaltige Alternative ist der Plastikbaum also nicht.
Der Baum nach dem Fest
Spätestens am 6. Januar müssen in den meisten Haushalten die Weihnachtsbäume weichen. Aber bevor Du Deinen Weihnachtsbaum abtransportieren lässt, gibt es einige Möglichkeiten zum Upcycling. Mit den Zweigen kannst Du Pflanzen in Deinem Garten vor Frost schützen und klein geschreddert kannst Du sie als Mulch verwenden. Hast Du in Deinem Haus einen Kamin, so kannst Du Deinen Weihnachtsbaum in duftendes Brennholz verwandeln. Das sorgt für kuschelige Weihnachtsstimmung - auch nach dem Fest.
Zurück in die Natur
Am nachhaltigsten wäre es, den Weihnachtsbaum nach den Feiertagen wieder in die Erde zu pflanzen. Ein Weihnachtsbaum im Topf hat jedoch auch seine Tücken: Wie jede Topfpflanze benötigt er Pflege und Wasser - und Du einen grünen Daumen.
Zudem gewöhnt sich der Baum nach einer Zeit im kuscheligen Wohnzimmer an die warme Heizungsluft und baut seinen Frostschutz ab. Wird er draußen wieder eingegraben, erfriert der Weihnachtsbaum dann in den eisigen Temperaturen. Deshalb solltest Du den Weihnachtsbaum an einen möglichst kühlen Ort in Deinem Haus stellen, bevor es für ihn wieder ins Freie geht.
Du hast keinen Garten, in dem Du den Baum wieder eingraben kannst oder in dem er in seinem Topf bis zum nächsten Winter ausharren kann? Du kannst Deinen Weihnachtsbaum auch direkt im Topf mieten - nach Ende der Weihnachtszeit kümmert sich dann jemand anderes um das Wieder-Eingraben. Trotzdem musst Du den Weihnachtsbaum in Deiner Obhut entsprechend pflegen, damit er wieder eingepflanzt werden kann.
Fazit: Ein regulärer Christbaum sorgt nicht für das grünste aller Feste, aber trotz allem musst Du nicht auf ihn verzichten. Mit Biobäumen gibt es eine geeignete Alternative aus ökologischem Anbau. Hast Du einen grünen Daumen, so kannst Du Dir überlegen, den Weihnachtsbaum nach dem Fest wieder einzupflanzen. Besonders hübsch ist der Baum mit nachhaltiger Weihnachtsdeko.