Kochen mit Bienen
Ekel-Prüfung wie im Dschungelcamp oder sinnvolle Wiederverwertung?
Bienen essen statt wegwerfen. Was wie eine Ekel-Prüfung aus dem Dschungelcamp klingt, ist nach Meinung von Insektenforscher Daniel Ambühl eine sinnvolle Wiederverwertung der summenden Honiglieferanten.
Mit Bienen verbinden die meisten Menschen wohl den leckeren Honig oder den spitzen Stachel, mit dem sie sich in einer Notsituation verteidigen. Und viele haben wahrscheinlich auch gleich die Biene-Maja-Titelmelodie im Ohr. Aber auf die Idee, die gelb-schwarzen Insekten zu essen, würde wohl fast niemand kommen. Doch mit seinem neuen Bienenkochbuch „Beeza!“ will Ambühl genau dazu animieren.
Insekten als Nahrungsquelle, Bienenlarven als Delikatesse
Im letzten Jahr war es ein kontrovers diskutiertes Thema in den Medien: Insekten als Essen der Zukunft. „Igitt!“, ist wohl einer der ersten Gedanken, der einem dabei durch den Kopf schießt. Dabei ist Entomophagie, das Verzehren von Insekten durch den Menschen in vielen Ländern der Welt weit verbreitet, zum Beispiel in Afrika, Asien und Australien. Auch die Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen empfiehlt Insekten als hochwertige Nahrungsquelle, da die Tiere zu großen Teilen aus Proteinen bestehen und als Eiweißquelle ebenso verwertbar sind wie Eier, Milch oder Fleisch.
Was Daniel Ambühl in seiner Testküche, der Stadionbrache Hardturm in Zürich, in der Pfanne anbrät, sieht aus wie weiße Bohnen. In Wirklichkeit sind es jedoch Bienenmaden. Mit ihnen kann man kochen wie mit anderen Zutaten auch. In Asien gelten Bienenlarven schon lange als Delikatesse, nun will er sie auch in Europa salonfähig machen. Und nebenbei auch tonnenweise Abfall vermeiden, denn jedes Jahr landen allein in der Schweiz 50 bis 100 Tonen Drohnenmaden im Müll.
Vom Experiment zum Buch
Der Schweizer Daniel Ambühl ist ein Multitalent – er ist freischaffender multimedialer Künstler, Musiker, diplomierter Pilzfachmann und Insektenforscher. Nach einem Studium in Pädagogik, Publizistik und Germanistik an der Universität Zürich arbeitete er als Moderator und Redakteur bei Radio und Fernsehen. Vor zwei Jahren begann der Vegetarier sich mit dem Thema Bienenessen auseinanderzusetzen und mit Rezepten zu experimentieren. Herausgekommen ist dabei das etwas andere Kochbuch „Beezza!“, ein Wortspiel aus Bee, dem englischen Wort für Biene, und Pizza. Vom technischen Knowhow über Bezugsquellen und verschiedenste Rezepte bis hin zum medialen und politischen Hintergrund lässt Ambühl kein Thema aus.
Kulinarisches Neuland
Neben Suppen, Hauptgerichten, Snacks und Desserts verarbeitet er die Drohnen sogar zu einem Longdring. Das Grundrezept des „Beehive Blues“ besteht aus Bienenmaden, Heidelbeeren, Gin, Chili und wilder Möhre und klingt – bis auf einige Bestandteile – eigentlich gar nicht so schlecht. Und wenn man nicht genau weiß, was sich in dem Cocktailglas auf den Bildern befindet, käme man auch nicht so schnell auf die Idee, es seien Insekten. Neben den teilweise ungewöhnlichen Bestandteilen handelt es sich auch nicht um ein normales Kochbuch mit Rezepten, denn der Autor beschreibt nicht einfach Schritt für Schritt jeden einzelnen Vorgang, sondern gibt auch diverse Tipps und Hintergrundwissen zum Besten. Zum Beispiel empfiehlt er, den „Beehive Blues“ mit Ahornsirup zuzubereiten anstatt mit viel Zucker. Und auch die Dekorationstipps kommen nicht zu kurz: „Hübsch ist die Präsentation des Bienenhaus Blues mit einem zusätzlichen Gingläschen, in welchem zwei, drei Kingbees baden. Wenn der Drink serviert wird, muss in der Bar der Song 'I'm a Kingbee' gespielt werden und alle müssen mitsingen.“
Wer sich nun selbst als Bienenkoch versuchen will, kann „Beeza! Das Bienenkochbuch“ direkt auf der Schweizer Beezza Seite von Daniel auch nach Deutschland bestellen. Um unwissende (Test-)Esser nicht zu verschrecken, empfiehlt Ambühl übrigens, einfach zu behaupten, es handele sich bei den Bienen um Fisch oder Fleisch. Den Unterschied bemerke eh niemand.