Hortus Insectorum

Drei Zonen für den Naturschutz

Sonnenblume in der Wiese

Steinpyramiden, Schutter und totes Holz - das sind essenzielle Bestandteile von Markus Gastls Garten. Im Jahr 2007, nachdem er von einer zweieinhalbjährigen Fahrradtour von der Spitze Südamerikas nach Alaska heimgekehrt war, beschloss Gastl einen Garten anzulegen - und zwar nur für die einheimische Natur. Daraus wurde der Hortus Insectorum im mittelfränkischen Beyersberg: Hier finden sich auf 7.500 m² über 1.000 unterschiedliche Tier- und Pflanzenarten.
Das grundlegende Prinzip, nach dem Gastl seinen Garten angelegt hat? Artenvielfalt. Für ihn ist wichtig zu verstehen, was die ökologischen Zusammenhänge sind: Welche Nahrung brauchen die Tiere, welche Lebensräume? Was sind die Ansprüche der unterschiedlichen Spezies? Das erklärt auch den Namen des Gartens: Garten der Insekten. Gastl wollte eine Oase für eine Vielzahl von Insekten schaffen, ein “Mosaik aus Lebensräumen”, wie er es bezeichnet. 

Geben und Nehmen im Garten

Dem Hortus Insectorum liegen einige grundsätzliche Prinzipien zugrunde. Zum einen ist hier die Vielfalt zu beachten: auf den Magerwiesen stehen die einzelnen, heimischen Pflanzenarten in Konkurrenz. Die Steinpyramiden und Totholzhaufen wiederum, die Gastl errichtet hat, dienen als Unterschlupf für verschiedenste Tiere. Sowohl Wildbienen als auch Käfer oder andere Insekten finden hier Schutz. Insbesondere die Totholzhaufen werden beispielsweise von Igeln, Eidechsen, Fröschen oder Mäusen als Versteck genutzt. 
Das Prinzip des Nutzens ist fest verankert im Grundgedanken des Hortus: Flora und Fauna profitieren dadurch, dass sie einen Lebensraum finden. Menschen können aus dem Garten selbst Obst und Gemüse ernten, das frei von Pestiziden ist. Außerdem wird auf lange Sicht ein wichtiger Beitrag zum Naturschutz geleistet, der jedem zu Gute kommt.

Eidechse auf einem Stein

Aus alt mach neu

Gastls Konzept vom Hortus Insectorum basiert grundlegend auf der Idee, verschiedene Zonen in einem Garten zu haben, die unterschiedliche Zwecke erfüllen. Bestimmte Zonen haben einen mageren Boden, andere wiederum sind fruchtbar. Material wie Mulch, Kompost oder Totholz zirkuliert zwischen den Zonen und hält so Magerwiesen mager und fruchtbare Zonen fruchtbar. Dieser Kreislauf innerhalb des Hortus Insectorum ermöglicht das Prinzip der Nachhaltigkeit. Das Material aus den einzelnen Zonen zirkuliert, der Garten versorgt sich sozusagen selbst und es entstehen weder Abfälle noch muss Material zugekauft werden. 
Für einen Hortus nach dem Vorbild von Markus Gastl ist letztendlich die Kreativität eines der wichtigsten Prinzipien. Jeder Garten ist anders und bietet damit individuelle Möglichkeiten, mit denen man spielen und Neues ausprobieren kann. 

Mit drei Zonen zum Ziel

Wichtig für den Hortus Insectorum ist das Drei-Zonen-Prinzip, das Gastl nach dem Modell der traditionellen Landwirtschaft entwickelt hat. Den Garten umgibt die Pufferzone in Form einer Hecke aus heimischen Sträuchern und Bäumen, die vor äußeren Einflüssen schützt. Die darauffolgende Hot-Spot-Zone bildet das Herzstück des Gartens. Gastl hat in seinem eigenen Garten in diesem sehr sonnigen Bereich eine abgemagerte Blumenwiese mit einzelnen Steingartenelementen angelegt. Die Hot-Spot-Zone muss regelmäßig gemäht werden - aber in Staffeln, sodass immer ein Teil der Wiese stehen bleibt. Das unterschiedlich hohe Gras sorgt dabei für eine hohe Artenvielfalt. Das Mähgut wiederum wird beispielsweise in Form von Mulch als natürliche Alternative zu Dünger auf die Gemüsebeete in der innersten Zone, der Ertragszone, eingebracht. Um Schädlinge muss man sich in der Ertragszone keine Gedanken machen - denn im Idealfall fressen die Insekten, die in der angrenzenden Hot-Spot-Zone leben, diese Schädlinge einfach. Pestizide braucht es so keine. 

Schaubild Hortus Insectorum

Pflanzen für ein Bienenparadies

Der Hortus Insectorum bietet in seiner Konzeption bereits viele Möglichkeiten, die auch für den Bienen- bzw. Wildbienenschutz von Bedeutung sind. Die bereits erwähnten Totholzhaufen sowie die Steinpyramiden bieten den solitär lebenden Wildbienenarten beispielsweise eine gute Nist- und Überwinterungsmöglichkeit. 
Für den Bienenschutz ist aber auch die Wahl der richtigen Pflanzen wichtig. Bienen sind zwischen Ende Februar und Ende September bzw. Oktober aktiv. In dieser Zeit brauchen sie durchgehend blühende Pflanzen. Honigbienen sammeln gezielt die Trachten, aus denen sie am meisten Honig gewinnen können. Die Wildbienen dagegen sind ein wenig wählerischer: Viele haben sich auf ganz bestimmte, heimische Pflanzen spezialisiert und sind von diesen abhängig. Das gilt aber auch andersrum! Denn die Wildblumen sind zur Fortpflanzung auf die Bestäubung durch bestimmte Bienenarten angewiesen. Werden sie nicht bestäubt, finden Wildbienen zukünftig weniger Nahrung. Um dem Artensterben entgegenzuwirken, ist es für Gastl wichtig, die richtigen Pflanzen auszuwählen, sodass der Hortus Insectorum möglichst vielen Tieren einen Lebensraum bietet. 

Wildbiene an Röhrchen

Nachhaltigkeit für Daheim

Neben dem Hortus Insectorum bewirtschaftet Markus Gastl auch den Hortus Felix in Herrieden. “Felix”, das ist der lateinische Begriff für Glück. Gastl wollte einen glücklichen Garten, der fruchtbar, gesegnet und ergiebig sein soll. Beim Hortus Felix handelt es sich um einen Permakultur-Garten, d. h. der Garten wird nach dem Vorbild von Ökosystemen in der Natur angelegt - beispielsweise Sumpfgebieten oder Regenwäldern - und soll sich weitgehend selbst versorgen. Der Hortus Felix ist ebenfalls nach dem Zonenprinzip des Hortus Insectorum angelegt. 
Gastl bietet Führungen sowohl durch den Hortus Insectorum als auch durch den Hortus Felix an. Wer sofort Lust hat, seinen eigenen Garten nach Gastls Prinzipien anzulegen, der kann außerdem das Hortus-Netzwerk besuchen. Hier gibt es viele Informationen rund um das Anlegen eines eigenen Hortus. Der kann dort auch registriert und mit der Community geteilt werden.