Es gibt kein Summen in New York
Die Suche nach Bienen in der Stadt, die niemals schläft
Im Mai war unsere Gründerin Viktoria für eine Woche bei Ben&Jerry’s zu einem Workshop nach Vermont eingeladen. Die lange Flugreise ließ sich natürlich wunderbar mit einem kurzen Zwischenstopp in New York kombinieren. Und auch dort hatte sie wie immer nur Bienen im Kopf und sich in der Stadt “die niemals schläft” auf die Suche nach ihren kleinen Freunden gemacht. Lest selbst...
Voller Vorfreude ging es für mich im Mai zum ersten Mal über den großen Teich in die Staaten, neben Vermont war auch ein kurzer Zwischenstopp in New York geplant. Schon im Vorfeld bin ich gespannt, was mich dort erwartet: Zustände wie in “More than Honey”, viele Bienen oder eine Insektenwüste?
Schon beim Landeanflug mit direktem Blick über das Häusermeer wird deutlich: New York ist zumindest schon mal grün! Parks, Alleen, Vorgärten, selbst im dicht besiedelten Manhatten stößt man inmitten der Betonfassaden allenthalben auf Natur - auf den ersten Blick also optimale Bedingungen für hungrige Bienchen.
Beim Spaziergang durch die Stadt dann ein kurzer Stopp an jedem noch so kleinen Grünstreifen, aber: keine Bienen zu sehen. Auch beim obligatorischen Touristen-Besuch im Central Park treffe ich zwar Frösche, Eichhörnchen, Hasen, Schwäne, Enten, viele, viele Hummeln und sogar Schildkröten an, aber auch hier: keine Bienen zu sehen. Gibt es denn überhaupt keine Bienen in New York? In Chelsea zieht sich als begrüntes Band der berühmte Highline-Park fast 2,5km lang durch die Häuserschluchten. Zwar konnte ich auch dort keine Bienenvölker ausmachen, aber: vereinzelt flogen ein paar Bienen, auf der Suche nach Nektar und Pollen durch den Park. Ein Lichtblick.
Es kann nur besser werden, denn am nächsten Tag steht ein Besuch bei der Brooklyn Grange Farm an, einem Rooftop Gardening Projekt mit Blick auf die Skyline New Yorks. Der Dachgarten ist eine Oase der Ruhe inmitten der hektischen und lauten Metropole. Es grünt und sprießt wohin man auch schaut und große bunte Graffiti zieren die grauen Wände. Neben allerlei Gemüse-Beeten werden auf dem Dach auch Hühner und Obacht: Bienen gehalten. Gespannt machte ich mich auf die Suche und tatsächlich: Etwas versteckt im hintersten Winkel stoße ich auf zwei klitzekleine Bienenvölker. Endlich! Ein schönes Bienenexil, hier oben. Der Honig der Brooklyn Grange hat dann angesichts der geringen Volkzahl auch einen stolzen Preis: 5,6 Unzen (ja, die Amerikaner verwenden diese Einheit nicht nur beim harten, sondern auch beim flüssigen Gold) kosten stolze 12$. Umgerechnet sind das 10,50 € für 160 Gramm Honig. Preise an denen sich unsere hiesigen Imker mal ein Beispiel nehmen sollten, denn solange es den Bienen zugute kommt, ist es kein Cent zu viel!
Und kein Wunder, dass es hier nicht summt und brummt: Bis 2010 war die Bienenhaltung in New York gesetzlich verboten und Bienen wurden als “wilde, grausame und gefährliche Tiere” - auf einer Stufe mit Kobras und Hyänen - eingestuft. Mit dem Bienensterben und dem in den USA weit verbreiteten, mysteriösen Collony Collapse Disorder nahm die Aufmerksamkeit für die Bienen in den vergangenen Jahren stetig zu, immer mehr Menschen hielten illegalerweise Bienen und das Gesetz wurde zum Glück gekippt. Es ist nun auch in New York erlaubt und wie auch in deutschen Großstädten im Trend Bienen zu halten. Bis dort flächendeckend kleine Honigsammler anzutreffen sind, kann es jedoch noch etwas dauern.