Die neue-alte Imkerei
Bienenhaltung in der Stadt
Ausgehend von dem Do-it-yourself-Trend der vergangenen Jahre und einer generellen Rückbesinnung auf das Natürliche und Ursprüngliche, wird auch der Bienenhaltung von einer zunehmenden Masse Interesse beigemessen. Im Zuge des Urban Beekeeping entstanden daher verschiedenste Konzepte und Produkte rund ums Imkern. Ein Großteil dieser setzt jedoch weder auf hohen Honigertrag und/oder effiziente Arbeitsweise noch auf besonders artgerechte Bienenhaltung in Zeiten einer hohen Bienensterblichkeit - vielmehr ist das Erlebnis Biene ins Zentrum der Gestaltung gerückt.
Der eigene Bienenschwarm kann in einigen Gesellschaftsschichten schon fast als Statussymbol gesehen werden und so wurden verschiedenste Konzepte zur modernen Bienenhaltung in der Großstadt veröffentlicht. Von konzeptuellen, zukunftsorientierten Entwürfen bis hin zu regional umgesetzten, adaptiven Lösungen zur Verbesserung der Lebenssituation der Honigbiene: Dazwischen liegt eine große Bandbreite von reinen „Stylingprodukten“, die dem Imker, basierend auf den Gesetzen von Status und Lifestyle, Individualität und Einzigartigkeit versprechen.
In Bezug auf die großen Problem der heutigen Imkerei von invasiven Schädlingen, über den strukturellen Imkerrückgang und allem voran dem „mysteriösen“ Bienensterben und dessen Folgen für Mensch und Natur bieten jedoch die wenigsten Konzepte eine sinnvolle Lösung.
Flow Hive, Bee inventive
Relativ neu auf dem Markt und dank einer Crowdfunding Kampagne auch gerade sehr präsent ist der Flow Hive. Das Australische Vater-Sohn Unternehmen "Bee inventive" verspricht damit "Honig aus dem Zapfhahn – direkt aus dem Bienenstock". Eine Innovation die viele Beobachter "fast für zu schön halten um wahr zu sein". Denn sollte sie sich bestätigen würde sie endlich dem "Jeder kann Bienen halten" gerecht werden. Verschiedenste Neuerungen der vergangene Jahre versprachen bereits eine einfachere Handhabung, die wenig Wissen voraussetzt. Doch bisher konnte keine davon die Bienenhaltung revolutionieren und das Hobby der Imkerei setzt noch immer ein hohes Maß an Wissen im Umgang mit den Bienen voraus.
Beehaus, Omlet
Das Beehaus des britischen Designkollektivs ist bereits seit einigen Jahren regulär zu kaufen und wird seitdem recht kontrovers diskutiert. Einerseits hochgelobt für das ausgezeichnete Design, täuscht es nicht darüber hinweg, dass es sich im Grunde genommen nur um ein konventionelles Beutensystem handelt.
Basierend auf dem britischen Normalmaß für Honig und Brutwaben wurde eine modern anmutende Beute entwickelt, die zwar formal Einfachheit kommuniziert, in der Handhabung jedoch immer noch ein hohes Maß an Wissen und große Zeitinvestitionen erfordert.
Zudem sind die Folgen von Kunststoffbeuten in der Bienenhaltung noch nicht endgültig geklärt.
To-Bee, Laiv Bar
„Bienen werden oft schematisch behandelt. Das kugelige Design erlaubt den Bienenvölkern auf organische Weise zu wachsen“.
So erklärt der israelische Designer Laiv Bar die Gestaltung der Beute To-Bee. In seinem Konzept steht weniger die Honiggewinnung im Vordergrund, sondern vielmehr das symbiotische Zusammenleben von Mensch und Biene. Die Gestaltung ist formal und funktional an antike Tonbeuten angelehnt und soll eine wohnraumnahe Haltung der Bienen ermöglichen. Die Materialwahl von Ton und Terrakotta erzeugt – in heißen Gebieten wie Israel – ein optimales Beutenklima. Sichtfenster lassen eine einfache Beobachtung der Vorgänge im Bienenschwarm zu.
D.I.Y. Honey, Lena Goldsteiner
Das Designkonzept D.I.Y. Honey setzt, ähnlich der Beute To-Bee und basierend auf der biologisch originären Bauweise der Bienen, auf eine konisch ovale Beutengestaltung. Die geringe Größe soll die Bienenhaltung – ganz dem Trend des Urban Beekeeping folgend – auch bei wenig Platzangebot ermöglichen. Doch auch hier bleibt das im Namen beschworenen do-it-yourself ungelöst und bei einer realen Umsetzung stellen sich Fragen der Funktionalität bei der Handhabung einer hängenden Beute.
BeeCrib, Matthew McCallum
BeeCrib ist ein Open Source Konzept, mit dessen Hilfe man sich bei lokalen Schreinern die Bauteile einer Bienenbeute fertigen lassen kann. Basierend auf der Bienenkiste, der einfachsten Form einer Bienenbehausung, ist die Gestaltung an eine leicht ornamentierte Krippe angelehnt.
Überzeugend ist hier der Gedanke der lokalen Produktion, die Gestaltung eines kostengeringen Stecksystems und die einfache Bedienung nach dem Prinzip der Bienenkiste.
Urban Beehive, Philips Design
„The urban beehive is a concept for keeping bees at home“. Und diesem Gedanken folgend besticht das Konzept von Phillips Design durch seine träumerische aber auch naheliegende Klarheit. Die Bienen und Bienenstock werden nicht nur in den Alltag der Menschen integriert, sondern sogar in deren Wohnraum. Ein transparenter Glastropfen umhüllt den Bienenstock und lässt alle Geschehnisse für den Betrachter sichtbar. Über einen Zapfhahn kann Honig entnommen werden. Alle notwendigen Arbeiten am Bienenstock ausblendend, ist der Urban Beehive dennoch ein interessantes Science Fiction Konzept das die Idee des symbiotischen Zusammenlebens von Mensch und Biene visuell ansprechend darstellt.
Bild: Flow Hive www.honeyflow.com