Die Welt der Insekten
Insekten erkennen und bestimmen
Was genau ist eigentlich ein Insekt? Welche Insektenarten gibt es und wie erkenne ich sie? Welche Bedeutung haben Insekten für uns und unsere Umwelt? Obwohl wir die kleinen Tierchen überall finden, wissen wir doch recht wenig über sie. Aber: Genauer hinschauen lohnt sich, denn die Krabbeltiere haben einiges zu bieten.
Die beeindruckende Welt der Insekten
Auf die Frage, was genau ein Insekt eigentlich ist, gibt es glücklicherweise eine eindeutige Antwort - dank der Biologie. Ein Insekt hat immer einen in drei Teile gegliederten Körper und sechs Beine, die von der Brust ausgehen. Dieser “Grundbauplan” wird bei den meisten Insekten noch um zwei oder vier Flügel ergänzt. Spinnen, Asseln oder Tausendfüssler gehören demnach nicht zu den Insekten - anders, als man vielleicht annehmen mag. Mit rund einer Million Arten sind Insekten die artenreichste Tierklasse überhaupt, und das mit sehr großem Abstand!
Zur Veranschaulichung: Rund 60 Prozent aller Arten sind Insekten. Die anderen 40 Prozent verteilen sich auf alle anderen Tiergruppen - also auf Vögel, Fische & Co. In Deutschland findest Du rund 34.000 Insektenarten, die eifrig in unserer Natur umherschwirren.
Körperbau, Speiseplan & Lebensraum - das Leben der Krabbeltiere
Obwohl Insekten oft sehr unterschiedlich aussehen, besteht ihr dreigeteilter Körper immer aus Kopf (Caput), Brust (Thorax) und Hinterleib (Abdomen). Neben Aufteilung und Beinanzahl haben sie noch eine Gemeinsamkeit: Insekten haben kein Knochenskelett wie wir Menschen. Ihr Körper wird von einer dünnen Chitin-Schicht geschützt, welche Außenskelett genannt wird. Die hornige Substanz schützt die Krabbeltiere vor Nässe und macht den Insektenkörper gleichzeitig sehr stabil und biegsam.
Bei der Ernährung können sich die Insekten sehr stark voneinander unterscheiden. Zum einen sind da die wählerischen Vegetarier, die sich nur auf eine Pflanzenart beschränken. Es gibt aber auch vegetarische Insekten, die absolut flexibel bei ihrer Ernährung sind - Hauptsache veggie. Zum anderen gibt es aber auch einige Insekten, bei denen ausschließlich tierische Nahrungsmittel auf dem Speiseplan stehen. Und manche mögen es ganz unkompliziert: Sie bezeichnet man dann als Allesfresser.
Die Lebensräume der Insekten sind ebenso vielfältig: Wir finden die Tiere in der Luft, im Wasser und auf dem Boden - also eigentlich überall! Wenn Du einmal darauf achtest, merkst Du auch, wie oft Dir Insekten eigentlich im Alltag begegnen.
Klein, aber fein: Insekten und ihre Bedeutung für unser Ökosystem
Insekten bilden das Fundament eines gesunden Ökosystems. Die Nützlinge sind nicht nur ausschlaggebend für die Bestäubung von Pflanzen, sondern regulieren auch Schädlinge und tragen zur Bodenfruchtbarkeit und Wassersauberkeit bei. Doch das ist noch nicht alles: Sie dienen zahlreichen anderen Tierarten als Futter. Weniger Insekten bedeutet deshalb auch weniger Fische, Vögel & Co.
Im April 2020 erfasste eine Studie den Rückgang der Nützlinge weltweit und kam zu dem Ergebnis, dass pro Jahr knapp ein Prozent der Tiere verschwinden. In 25 Jahren wäre das demnach ein Viertel aller Insekten.
Die Ursachen des Insektensterbens sind vielfältig: Der Verlust von Lebensräumen, die Lichtverschmutzung und vor allem die intensive Landwirtschaft sind Hauptgründe für das Verschwinden von Bienen, Wanzen oder Schmetterlingen. Zeit, etwas zu ändern! Für langfristige und umfangreiche Schutzmaßnahmen braucht es vor allem Entscheidungen aus der Politik. Aber auch du kannst zum Insektenschutz beitragen und den kleinen Tieren helfen: Gärtnern ohne chemische Pflanzenschutzmittel, Insektenhotels aufstellen oder natürliche Nisthilfen schaffen, bienenfreundliche Pflanzen säen und vieles mehr. Es gibt viele Möglichkeiten - lass Deiner Fantasie freien Lauf!
Schau mal wer da krabbelt - Tipps zur Insektenbestimmung
Heute stellen wir Dir die eine Auswahl an Insektenordnungen vor, damit Du die zukünftig kinderleicht erkennen und bestimmen kannst. Die Krabbeltiere sind so vielfältig, ihr Leben so unterschiedlich und ihr Verhalten so komplex - ein wahrer Insektenprofi zu werden, würde Jahre dauern. Deshalb wird es um Ordnungen gehen, die Du ziemlich sicher aus dem Alltag kennst, die mit dem bloßen Auge zu erkennen und leicht abzugrenzen sind. Los geht’s: Lass uns gemeinsam in die spannende Welt der Insekten eintauchen!
Fangen wir mit der größten Ordnung an: die Käfer. Mit etwa 370.000 Arten gibt es weltweit mehr Käfer als andere Tierarten.
Steckbrief Käfer (Coleoptera)
- Auffällige Merkmale: Das auffälligste, das alle Käfer gemeinsam haben, sind die beiden Flügelpaare. Die harten Vorderflügel bilden eine schützende Decke für die häutigen Hinterflügel, die darunter gefaltet sind.
- Lebensraum: Egal ob Land oder Wasser, Wüste oder Baumkrone - die kleinen Krabbeltiere findest Du überall.
- Ernährung: Allesfresser
- Käfer-Fakt: Obwohl fast alle Käfer flugfähig sind, nutzen sie ihre Flügel in der Regel nur für Kurzstrecken.
- Bekannte Käfer: Hirschkäfer, Leuchtkäfer, Marienkäfer
Käfer erkennst Du also vor allem daran, dass sie panzerartige Vorderflügel besitzen. Weil sie zusätzlich so schön schimmern, schillern und leuchten, gehören sie zu den Insekten mit besonders vielen Fans. Toppen kann das wohl nur eine Ordnung: die Schmetterlinge.
Steckbrief Schmetterlinge
- Auffällige Merkmale: Nicht sehr überraschend sind das ihre anmutigen, samtartigen Flügel. Aber auch ihren Rüssel kann man mit bloßem Auge gut erkennen.
- Lebensraum: Schmetterlinge findet man immer dort, wo es Pflanzen mit nektarhaltigen Blüten gibt.
- Ernährung: Vegetarisch - meist Nektar
- Schmetterling-Fakt: Die Flattertiere sind holometabol. Bedeutet: Sie machen eine vollständige Metamorphose durch und sehen erwachsen ganz anders aus als noch als Jungtier.
- Bekannte Schmetterlinge: Tagpfauenauge, Kohlweißling, Zitronenfalter, Gammaeule
Schmetterlinge kann man übrigens in Tag- und Nachtfalter einordnen. Die Fühler verraten Dir, um welche Sorte es sich handelt: Während Tagfalter immer schmale Fühler haben, die am Ende gekeult sind, haben Nachtfalter ganz vielfältige Fühler - von dünn und fadenförmig über ganz dick und gefiedert. Nun von den beliebten Schmetterlingen, die man wahrlich als Kunstwerke der Natur bezeichnen kann, hin zu weniger beliebten Krabbeltieren: die Zweiflügler.
Steckbrief Zweiflügler (Diptera)
- Auffällige Merkmale: Die Zweiflügler - genauer gesagt Fliegen & Mücken - haben nur zwei Flügel und charakteristisch große Augen. Ihr Körper ist meist stark behaart, borstig oder geschuppt.
- Lebensraum: Sie kommen nahezu überall vor - auch in extremen Habitaten.
- Ernährung: Allesfresser
- Zweiflügler-Fakt: Schmeißfliegen können den Duft von Aas über Strecken von bis zu zehn Kilometern hinweg riechen.
- Bekannte Zweiflügler: Hainschwebfliege, Wollschweber, Riesenschnake
Ja, Fliegen und Mücken nerven - sie beißen, stechen und übertragen Krankheiten. Nichtsdestotrotz sind sie eine wichtige Nahrungsgrundlage vieler Tiere und sind wirklich gute Bestäuber. Die Bestäubungsprofis allerdings sind und bleiben eine andere Insektenordnung: die Hautflügler.
Steckbrief Hautflügler (Hymenoptera)
- Auffällige Merkmale: Die meisten Hautflügler haben zwei häutige Flügelpaare. Eingeteilt werden kann die Ordnung in Pflanzen- und Taillenwespen. Letztere haben die typische Einschnürung des Körpers: die Wespentaille.
- Lebensraum: Die fleißigen Insekten leben an Land, die meisten davon solitär. Einige aber leben zusammen in einem Staat - die Honigbiene zum Beispiel.
- Ernährung: Je nach Art unterschiedlich
- Hautflügler-Fakt: Die Tiere dieser Art übernehmen wichtige Aufgaben in unserer Natur: von Bestäubung bis Bodenverbesserung.
- Bekannte Hautflügler: Honig - und Wildbienen, Hornissen, Wespen, Ameisen
Von den Umweltaktivisten kommen wir nun zu den wahren Jägern unter den Insekten: die Libellen. Ihr harmloses und beinahe schon elfenhaftes Aussehen täuscht aber.
Steckbrief Libellen (Odonata)
- Auffällige Merkmale: Selbst, wenn sie rasant an Dir vorbei flitzen - an ihren dünnen, langen Körpern, den schmalen Flügelpaaren und den riesigen Augen erkennst Du sie sofort.
- Lebensraum: Sie halten sich meist an Gewässern auf, da hier auch ihre Paarung und Eiablage stattfindet.
- Ernährung: Reine Fleischfresser
- Libellen-Fakt: Jedes ihrer zwei Flügelpaare kann separat gesteuert werden - dadurch sind selbst bei 50 km/h noch rasante Richtungswechsel möglich.
- Bekannte Libellen: Königslibelle, Prachtlibelle, Heidelibelle
Wusstest Du, dass Libellen mit ihren unglaublichen Jagdtechniken erfolgreicher sind als Löwen oder Haie? Sie jagen absolut mit Plan - es wird nichts dem Zufall überlassen! 95 von 100 Beuteflügen sind erfolgreich. Beim Löwen klappt die Jagd nur bei 25 von 100 Angriffen und selbst der berüchtigte Weiße Hai kann nicht mithalten - bei ihm scheitert knapp die Hälfte aller Beutezüge.
Die nächste Insektenordnung ist voller fröhlich zirpender Krabbeltierchen, die wir doch alle irgendwie sympathisch finden - wer mag schon nicht Flip? Der nette Grashüpfer und Freund von Biene Maja gehört zur Ordnung der Heuschrecken.
Steckbrief Heuschrecken (Orthoptera)
- Auffällige Merkmale: Heuschrecken sind bekannt für ihre kräftigen Sprungbeine und das Zirpen, das sie erzeugen. Was wäre ein Sommer nur ohne den Gesang der Heuschrecken?
- Lebensraum: Die Schrecken besiedeln nicht nur Wiesen, sondern auch Wüstensand, Kiesbänke oder Höhlen: Sie leben in unterschiedlichsten Lebensräumen.
- Ernährung: Je nach Art vegetarisch oder Allesfresser
- Heuschrecken-Fakt: Einige Arten sind in der Lage, mit einem einzigen Sprung mehr als 70 Zentimeter zurückzulegen. Das ist, als könntest Du mit einem Sprung ein ganzes Fußballfeld überwinden!
- Bekannte Heuschrecken: Großes Grünes Heupferd, Grashüpfer, Feldgrille
Neben den hier vorgestellten Insektenordnungen gibt es natürlich noch eine Vielzahl weitere, z. B. Wanzen, Köcherfliegen, Ohrwürmer oder Zikaden. Doch die riesige kleine Welt der Insekten ist so umfangreich, dass es unmöglich ist, alle Krabbeltierchen hier vorzustellen. Am Besten ist es, Du gehst einfach raus und hältst die Augen offen: Es gibt immer etwas zu entdecken!
Wenn Du tiefer in das Thema “Insekten bestimmen” eintauchen willst, ist das Buch “Insektenwelt für Ahnungslose”, erschienen im KOSMOS Verlag, ein idealer und unterhaltsamer Einstieg. Mit Charme und Witz macht Véro Mischitz Lust, die kleinen Krabbeltiere neu zu entdecken. Besonders die vielen Bilder, Details und interessanten Fakten wecken die Faszination für die wichtigen Nützlinge. Sie erklärt, woran man verschiedene Insekten erkennt und wieso sie so wichtig und schützenswert sind.