Mit Brief und Siegel

Gütesiegel für Biohonig auf dem Prüfstand

Honig im Glas mit Löffel

Bio. Kaum ein Wort sonst steht in der Lebensmittelindustrie so sehr für Qualität und Nachhaltigkeit. Nicht zuletzt vermittelt es dem Verbraucher das Gefühl, seinem Körper und der Umwelt etwas Gutes zu tun: Es schmeckt nicht nur intensiver, sondern ist auch gentechnikfrei und ohne Antibiotika produziert. Soweit zumindest die Theorie. Die Realität ist dank rechtlicher Grundlagen und der Vielfalt an unterschiedlichen Richtlinien und Siegeln deutlich komplizierter.

Bio-Boom im Handel – und die Konsequenzen

Im Jahr 2014 wurde deutschlandweit mit Bio-Lebensmitteln ein Umsatz von mehr als 7 Milliarden Euro erzielt. Tendenz: Steigend. Mit dem zunehmenden Angebot wächst auch die Anzahl der Institutionen, die das  Attribut „Bio“ über Zertifikate und Siegel regelrecht vermarkten. Von eigenen Biosiegeln einzelner Supermärkte, über die Selbstkontrolle der Landwirtschaftsverbände, bis hin zu überstaatlichen Lösungen der Europäischen Union: Was mit welchem Recht, zu welchen Regeln als „Bio“ gilt, ist für den Verbraucher schon lange nur noch schwer zu überblicken.

Siegel oder nicht Siegel, das ist hier die Frage

Gerade in kleineren landwirtschaftlichen Betrieben kann es unrentabel sein, auf einen zertifiziert biologischen Anbau umzustellen. Zu hoch sind die Kosten für Lizenzen und regelmäßige Kontrollbesuche der Vergabeorganisationen. Für Imker lohnt es sich schätzungsweise erst ab einem Bestand von mehr als 30 Bienenvölkern. Denn nur so können die mit der Zertifizierung verbundenen Ausgaben ausgeglichen werden. Hobby-Imker haben in dem Fall also nur die Möglichkeit, die eigenen Honigpreise stark zu erhöhen – was aber wiederum häufig mit einem sinkenden Absatz einhergeht. Deshalb verzichten viele kleine Imker auf eine Zertifizierung, obwohl sie nach den entsprechenden Richtlinien imkern. Kritisiert wird übrigens, dass ohnehin nur die Betriebsweise das Biosiegel erhält und nicht das Produkt - denn ob eine Biene pestizidbehandelte Pflanzen anfliegt oder Wildblumen, lässt sich nicht steuern.
Um in dem Wirrwarr der Biosiegel dennoch Überblick zu schaffen, gibt es hier eine kleine Übersicht über diejenigen Siegel, die sich in Deutschland auf Honiggläsern finden lassen.

Bio-Siegel

Europäisch einheitlich - das Biosiegel der EU

Schon seit dem Jahr 2000 besteht das Biosiegel der Europäischen Union. Der Bienenstock, die so genannte Beute, muss nach europäischer Verordnung aus natürlichen und umweltschonenden Materialien bestehen, das Wachs muss aus ökologischer Produktion stammen. Im Gegensatz zu anderen Siegeln liegen keine Beschränkungen für die Vermehrung der Bienen vor. Mindestens einmal jährlich wird von privaten Kontrollstellen die Einhaltung der Richtlinien geprüft. Das vielleicht wichtigste Verbraucherkriterium ist, dass keinerlei Schadstoffrückstände im Honig nachgewiesen werden dürfen - doch nur in seltenen Ausnahmefällen werden Wachsproben gezogen.

Bioland - ökologisch, praktisch, gut

Fast 6000 Mitglieder wirtschaften nach Bioland-Richtlinien, auch für Imker gibt es spezielle Vorgaben. So dürfen beispielsweise nur Naturwaben verwendet werden, um die Vermischung mit Wachs aus konventioneller Haltung zu vermeiden. Ein Zukauf von Völkern ist gestattet, ist aber mit maximal zehn Prozent konventionellen Königinnen und Schwärmen gedeckelt. Bioland-Imker werden mindestens einmal im Jahr kontrolliert und sind zu einer umfangreichen Dokumentation verpflichtet.

Demeter - artgerecht und natürlich

Demeter e.V. vertritt eine biologisch-dynamische Wirtschaftsweise und ist die strengste Form der biologischen Bienenhaltung. 1995 einigten sich die Demeter-Imker auf gemeinsame Richtlinien. Im Fokus steht die wesensgemäße Tierhaltung mit Bienenkästen aus Naturmaterialien. Zur Behandlung sind nur organische Stoffe erlaubt, für die Milbenbekämpfung etwa werden Milch- oder Kleesäure verwendet. Der Honig muss vor dem Festwerden abgefüllt werden, um ein unnötiges Erwärmen zu vermeiden und soll so seine Inhaltsstoffe besonders gut bewahren können.

Ein Beitrag von Viktoria von nearBees
vom 15.01.2016