Die amerikanische und europäische Faulbrut
Viren, Bakterien, Pilze & Parasiten - Krankheiten der Honigbiene
Nicht nur der Klimawandel, Monokulturen und Pestizide, sondern auch Schädlinge und Krankheiten machen der Gesundheit der emsigen Insekten zu schaffen. Gesunde, vitale Bienen sind jedoch ausschlaggebend für das Überleben des gesamten Volkes, dessen Effizienz bei der Bestäubung und der Nektarsuche. Viren, Bakterien, Pilze und andere Schädlinge schwächen nicht nur die einzelne Biene, sie fügen dem gesamten Organismus Bien, wie die Gesamtheit eines Bienenvolkes bezeichnet wird, einen großen Schaden zu. Daher ist es für den Imker wichtig, Krankheiten und deren Symptome rechtzeitig zu erkennen und entsprechende Maßnahmen zur Behandlung durchzuführen.
In der Serie “Bienenkrankheiten” wollen wir Dir häufige Bienenkrankheiten detailliert vorstellen, mögliche Ursachen für den Befall darstellen und Tipps für die Vorbeugung und Bekämpfung geben. Heute: die bösartige amerikanische und die gutartige europäische Faulbrut.
Die amerikanische Faulbrut
Die weltweit verbreitete amerikanische Faulbrut ist eine ganzjährig ansteckende Bienenseuche, die ausschließlich die Brut betrifft. Die hoch ansteckende Krankheit, wird durch das sporenbildende Bakterium Paenibacillus larvae von Bienen im Larvenstadium über die Nahrung aufgenommen. Einmal in den Organismus eingedrungen, zerstören die Sporen die Darmwand der Larve und befallen das gesamte Madengewebe. Sind die Zellen verdeckelt, vermehren sich die Sporen in windeseile: Von der einst gesunden Made bleibt nicht mehr, als eine schleimige, übel riechende Masse übrig. Für den Menschen besteht keine Gefahr der Erkrankung und selbst sporenhaltiger Honig kann unbedenklich verzehrt werden.
Die meldepflichtige Bienenkrankheit tritt besonders häufig im Spätsommer in Erscheinung und lässt sich leicht durch die namensgebende faulig riechende, milchig-dunkle und fadenziehende Masse auf den Zellenböden erkennen. Auch bereits geschlossene Zellen sind durch die veränderte Verdeckelung, welche dunkler ist und oft Risse aufweist erkennbar. Sind die Zellen bereits durch den Putztrieb der Bienen geräumt worden, bleibt oft ein dunkler eingetrockneter Schorf am Zellenboden zurück.
Ursachen für die Erkrankung und Verbreitung liegen sowohl im Verhalten der Bienen als auch dem des Imkers. Die Bienen selbst sind oft durch Räuberei, Verflug oder auch durch Schwärme an der Verbreitung beteiligt. Im Sommer stellen auch Altglascontainer mit ungereinigten alten Honiggläsern eine Gefahrenquelle dar und besonders Importhonige sind oft mit Faulbrutsporen belastet. In der ansonsten trachtarmen Zeit locken die Honigreste die Bienen geradezu magisch an: über das Futter kann die Bienenseuche da auch durch ohne direkten Kontakt zwischen Bienen übertragen werden.
Imker können durch den An- und Verkauf von Bienenvölkern ohne Gesundheitszeugnis, der Verfütterung von fremden Honigen beziehungsweise Futtermittel und der Verwendung von zugekauften bereits gebrauchten Gerätschaften einer fremden Imkerei die Verbreitung der bösartigen Faulbrut begünstigen.
Um die Infizierung der eigenen Bienenvölker mit der amerikanische Faulbrut zu vermeiden ist es notwendig, sich dieser Ansteckungsrisiken bewusst zu sein. Grundsätzlich lässt sich durch die Haltung von starken Bienenvölkern, der regelmäßigen Wabenerneuerung - durch das jährliche austauschen von mindestens ein Drittel der Waben - sowie der regelmäßigen Reinigung der Imkergerätschaften das Risiko eines Krankheitsausbruchs reduzieren.
Wichtig ist bei der seuchenhaft verlaufenden amerikanischen Faulburt, dass bereits der Verdacht eines Befalls dem Veterinäramt gemeldet werden muss. Der zuständige Amtstierarzt hilft dann bei der Bekämpfung dieser Erkrankung oder möglichen Sanierung der Völker. Bei einem zu starken Befall bleibt jedoch leider nur das Abschwefeln und somit Töten aller betroffenen Völker.
Die europäische Faulbrut
Die europäische auch gutartig genannte Faulbrut ähnelt in ihren Symptomen stark der amerikanischen Faulbrut. Jedoch weißt diese keinen seuchenartigen Verlauf der Krankheit auf und lässt sich einfacher behandeln. Hier ist das Bakterium Melissococcus pluton, welches ebenfalls von jungen Larven über die Nahrung aufgenommen wird, der Erreger. In dem Darm der Larve entsteht ein kleiner auch mit dem Auge erkennbarer Klumpen, welcher die Larven durch die Absonderung von Giftstoffen tötet. Die abgestorbene Larve verfärbt sich gelblich und wird, sobald dies von den Bienen erkannt wird, entfernt. Stirbt die Made erst wenn die Zelle bereits verdeckelt ist, lässt sich die Krankheit auch gut an den ebenfalls verfärbten und kaputten Zellverdeckelungen erkennen. Die Masse der abgestorbenen Brut am Zellenboden ist im Gegensatz zu der amerikanischen Faulbrut klumpenartig-kompakt und zieht keine Fäden.
Die gutartige europäische Faulbrut verbreitet sich hauptsächlich über die Kontaminierung durch Räuberei und durch die Verwendung von fremden ungereinigten Gerätschaften sowie Honig- und Futterquellen. Der Putztrieb ist bei dieser Erkrankung oft für den Verlauf ausschlaggebend, weshalb grundsätzlich gilt die Völker so stark wie möglich zu halten und Trachtlücken zu vermeiden. Ist ein Volk erkrankt, hilft es deshalb oft bereits durch durch ein Einengung des Nistraumes oder eine Reizfütterung den Putztrieb zu fördern. Dieser natürliche Reinigungstrieb reicht oft für eine Selbstheilung des Volkes aus. Bei schwer befallenen Völkern kann es dagegen auch notwendig sein stark befallene Waben einzuschmelzen. Grundsätzlich empfiehlt es sich auch hier regelmäßig die standardmäßige Wabenerneuerung zu fördern und die Gerätschaften zu desinfizieren.
Bilder
Bild 1: Tanarus - Tipico filamento di peste americana per diagnosticare la malattia (CC-BY-SA-3.0)
https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Paenibacillus_larvae.jpg