Artensterben
Verschwindet die Vielfalt?
Was haben der Zagros-Molch und das Java-Nashorn gemeinsam? Leider nichts Gutes, denn sie befinden sich auf der so genannten „Roten Liste gefährdeter Arten“ der ICUN. Das bedeutet, dass sie vom Aussterben bedroht sind.
Aussterben ist normal – Die Geschwindigkeit nicht
Insgesamt ist es nicht unnatürlich, dass Arten aussterben, sondern Teil der Evolution. Was letztlich dazu Art führt, ist unterschiedlich. Mögliche Gründe sind zum Beispiel die Veränderung des Klimas, das in der Erdgeschichte gewissen Schwankungen unterliegt, oder die Veränderung des Sauerstoffgehalts in der Luft. In der Erdgeschichte gab es sogar bereits mehrmals Phasen, in denen es zu einem Massenaussterben kam, wie zum Beispiel bei den Dinosauriern.
Doch das aktuelle Aussterben von Arten ist weit über dem, was als normale Selektion der Natur angesehen werden kann: Die Geschwindigkeit, in der Arten aussterben, ist gegenüber dem Wert, der als naturgemäß angenommen wird, je nach Schätzung um das hundert- bis tausendfache erhöht. Konkret gefasst heißt das, dass jährlich zwischen 11.000 und 58.000 verschiedene Tierarten für immer verschwinden.
Die Ursachen dafür sind vielfältig und werden von Wissenschaftlern unterschiedlich bewertet. Viele der vom Aussterben bedrohten Arten sind nicht in Europa beheimatet, aber auch die Artenvielfalt auf heimischen Wiesen und Wäldern ist stark zurückgegangen. Dies betrifft vor allem auch bestäubende Insekten: Weltweit gibt es immer weniger und weniger verschiedene Arten von Bestäubern.
Nur ein leichter Rückgang?
Meist dauert es lange, bis dies wirklich auch für den Menschen ersichtlich wird und subjektive Eindrücke können auch trügerisch sein. Die Beobachtung, dass auf Autoscheiben weniger Insekten kleben bleiben als noch vor einigen Jahrzehnten, ist auch auf die veränderte Bauweise von Autos zurückzuführen. Daher sind Langzeitstudien besonders wichtig um ein objektives Bild zu vermitteln. Diese belegen allerdings auch, dass die Biodiversität auch auf heimischen Wiesen und Wäldern durchaus abgenommen hat.
Selbst wenn es sich dabei häufig „nur“ um einen Rückgang der Population handelt, sollte dies nicht auf die leichte Schulter genommen werden. Die Problematik des Bienensterbens ist langsam auch im Bewusstsein der Öffentlichkeit angekommen. Weit unbekannter ist die Bedrohung für Wildbienen: Studien zeigen, dass jede zehnte Wildbienenart bedroht ist. Und selbst wenn die Population von bestäubenden Insekten, wie Bienen, nur leicht zurückgeht, kann dies schnell auch direkte Auswirkungen auf das ganze Ökosystem und auch für den Menschen haben.
Global denken, lokal handeln
Wichtig ist es daher, Faktoren, die einen Rückgang begünstigen, möglichst einzudämmen. Dies kann nur gelingen, wenn im Bewusstsein des weltweiten Problems auch dementsprechend gehandelt wird. Dafür ist weltweit eine Kehrtwende in der Klimapolitik und im Umgang mit Ressourcen notwendig, damit die Lebensräume bestimmter Tierarten nicht zerstört werden.
Daneben helfen aber, zumindest bei dem Rückgang von Bestäubern, auch Maßnahmen, die leichter und direkt vor Ort umzusetzen sind: Monokulturen, bei denen beispielsweise in einem Gebiet einzig und alleine eine Pflanz wie Raps angebaut wird, müssen vermieden werden und wieder mehr bunte Wiesen an diese Stelle treten. Außerdem müsste der Einsatz von Pestiziden, die Insekten stark schaden, jeweils mit Bedacht geschehen. Auch als Verbraucher kann man einiges bewirken: Beispielsweise durch den Kauf von regionalen Produkten, aber auch indem man mit Blumen und Pflanzen für ausreichend Nahrung für Bestäuber sorgt. Denn wenngleich es für viele Tierarten bereits zu spät ist, kann mit einem Umdenken jetzt noch viel erreicht werden.