Der erste Honig fließt
Imkerarbeiten Anfang Juni
Die Bienen haben fleißig Honig eingetragen und der sollte jetzt vom Imker geschleudert werden. Neben der Ernte ist momentan vor allem die Ableger-Pflege wichtig. Wir sagen Dir, was jetzt zur Honigsaison zu beachten ist, damit Du bei den verschiedenen Arbeiten nicht den Überblick verlierst.
Was macht die Natur?
Gefühlsmäßig zieht sich der April in diesem Jahr bis in den Juni hinein. Das Wetter blieb nämlich über den ganzen Mai hinweg sehr kalt, wechselhaft und launisch.
Raps und Obstbäume wird bald auch in den Höhenlagen vollends abgeblüht sein. Die Zeit der beiden Frühjahrs-Massentrachten neigt sich also dem Ende zu. Im ländlichen Raum werden die Nutzflächen blütentechnisch somit größtenteils brachliegen. Ausgleich bringen dann verschiedene wilde Sommerblüher, von denen sich ein meist etwas würzigerer Sommerblütenhonig ernten lässt. Sind Baumbestände vorhanden kann mancherorts bald auch die Waldtracht einsetzen.
Nach dem eher durchwachsenen Wetter über das Frühjahr hinweg, hoffen wir jetzt auf bessere Witterung.
Was machen die Bienen?
Die Bienenvölker sind weiter auf ihrem Populationshöhepunkt, die Brutmenge bleibt also etwa gleich. Bei guter Volkstärke und ausreichend Futtervorrat wollen sich die Bienen auch weiterhin vermehren, also schwärmen. Mit Beginn der Spättrachten lässt der Schwarmtrieb aber in der Regel nach.
Wenn Tracht vorhanden ist, tragen die Bienen jetzt natürlich weiter fleissig Nektar und Pollen ein. Das vielerorts schlechte Wetter hat die Sammelbienen in den letzten Wochen oftmals am Ausflug gehindert. Doch ab und an braucht es auch regnerische Tage, damit die Bienen Zeit finden den Honig zu trocknen.
Besseres Wetter würden natürlich auch die Bienen gut finden. Bei mehr sonnigen Tagen könnten sie noch öfters ausfliegen, um mehr Honig und Pollen zu sammeln. Auch den Prinzessinnen würde gutes Wetter gut tun, da sie bei Regen nicht zum Hochzeitsflug ausfliegen können. Eine gute Begattung kommt der späteren Qualität der Königin zugute.
Was macht der Imker?
Was ist bisher geschehen?
Wenn Du Deine Schwarmkontrollen regelmäßig im 7-Tage-Rhythmus gemacht hast, ist dir hoffentlich noch kein Schwarm entwischt. Empfehlenswert war außerdem das regelmäßige Schneiden der Drohnenbrut zur Varroa-Bekämpfung und Schwarmvorbeugung. Trotz schlechtem Wetter konntest Du Brut- und Honigraum hoffentlich laufend erweitern und bestenfalls schleudern und den ersten Honig aus dem Jahre 2021 ernten.
Welche Arbeiten stehen in den kommenden Wochen an?
Im Fokus stehen momentan die Honigernte und die Pflege der Jungvölker. Zur Ablegerbildung hatten wir bereits in der letzten Folge einige "Tipps & Tricks". Wenn Du gerade noch am Ableger bilden bist, dann ist dies am geschicktesten mit schlupfreifen Zellen, da die Bienen diese besonders gerne annehmen. Hast Du schon länger Ableger gebildet und die Königin ist bereits in der Eiablage, so musst Du diese Ableger jetzt laufend pflegen. Das heißt konkret, dass Du den Bienen je nach Bedarf mehr Platz gibst und laufend erweiterst. In der Regel wird von Ablegern auch kein Honig mehr geerntet, daher werden sie ab jetzt laufend gefüttert. Dies kannst Du entweder mit Futterteig, Zuckerwasser oder auch eigenem Honig (beispielsweise in Form von Abdeckelwachs) machen. Der Vorteil von Futterteig ist, dass es bei einer hohen Bienendichte in der Umgebung zu keinen Räubereien kommt. Zuckerwasser und Honig locken immer auch Räuber-Bienen an, die schwache Völker komplett ausrauben können. Dafür werden die flüssigen Varianten von den Bienen schneller abgenommen.
Es ist empfehlenswert, die Königinnen zu zeichnen. So findest Du sie ganz einfach auf einen Blick zwischen den Arbeiterinnen. Zum Zeichnen fängst Du die Königin, indem Du sie mit Daumen und Zeigefinger an einem Flügel festhältst und in ein spezielles Zeichenröhrchen setzt (gibt es in jedem Fachhandel; ideal sind die mit Netz, da sie beim Zeichnen etwas nachgeben). Wenn Du am Anfang noch unsicher mit dem Fangen bist, kannst Du das einfach an ein paar Drohnen üben. Dann die Königin mit dem Stempel so auf dem Netz fixieren, dass der Rückenpanzer komplett freiliegt. Nun kannst du sie bequem mit einer Hand zeichnen. Die Zeichenfarbe wechselt dabei von Jahr zu Jahr, um in den Folgejahren zu erkennen, wie alt die Königin nun ist. Die Zeichenfarbe 2021 ist “Weiß”. Zeichenfarbe oder nummerierte Zeichenplättchen gibt es ebenfalls im Fachhandel. Nach dem Zeichnen solltest Du die Königin noch etwas trocknen lassen, da sich andere Bienen am Geruch der Zeichenfarbe stören könnten. Im schlimmsten Fall würden sie ihre eigene Königin abstechen. Daher etwas mit dem zusetzen warten.
Nun zum Schleudern, einem der Höhepunkte des Bienenjahres. In der letzten Folge haben wir bereits einige Tricks zur Schleuderung. Vor allem zum richtigen Schleuderzeitpunkt und zur Reife des Honigs. Wenn Du sortenreinen Honig schleudern und vermarkten willst, ist es jetzt ratsam den Blüten-Honig aus dem Frühjahr jetzt komplett abzuschleudern, damit er sich nicht mit späteren Trachten wie dem Sommerhonig oder Waldhonigen vermischt. Dabei solltest Du aber natürlich wie immer beachten, dass die Bienen noch etwas Futter als Reserve im Brutraum haben, falls das Wetter mal ein paar Tage schlecht ist.
Es ist nach wie vor ratsam fleißig Drohnenrahmen zu schneiden, da bereits zu hören ist, dass die Varroa-Belastung mancherorts sehr hoch ist. Das kann vor allem am milden Winter liegen, in dem viele Völker durchgebrütet haben und die Winter-Behandlung deshalb nicht hundertprozentig gewirkt hat.
Ganz schwache Völker kannst Du nun auch umweiseln. Diese schwachen Völker erkennst Du primär schon an der Volkstärke, also dass sie unterdurchschnittlich wenige Bienen haben. Weitere Aspekte sind ein sehr löchriges Brutnest, besonders aggressive Bienen oder auch ein zu geringer Honigeintrag. Hast Du mehrere Völker, so kannst Du diese untereinander vergleichen und abschätzen, welche vom Durchschnitt besonders abfallen. Zur Umweiselung wird die schwache Königin gesucht und abgedrückt, damit das Volk kurzzeitig weisellos ist. Als neue Königin nimmst Du am besten eine gezüchtete Königin, keinesfalls eine Königin aus einer Nachschaffung. Diese kann dann nach dem Entweiseln als schlupfreife Edelzelle oder bereits lebendig in einem Ausfresskäfig zugesetzt werden. Mit dem Zusetzen wartet man idealerweise etwa einen Tag, damit das Volk erkennt, dass es weisellos ist und die neue Königin auch annimmt.
Was steht in Zukunft an? Vielleicht willst Du noch einen besonderen Honig wie Wald-, Tannen- oder Edelkastanienhonig aus einer Spättracht ernten. Dazu solltest Du rechtzeitig wissen, wo es honigt. Einen guten Überblick bieten dabei die Stockwaagen der Landesverbände. Wenn Du mit einem ansässigen Imker und dem Grundstückbesitzer einen Platz ausfindig gemacht hast, kannst Du dort anwandern. Wichtig ist dabei, dass du ein gültiges Gesundheitszeugnis hast. Hierfür musst du den örtlichen Bienensachverständigen (BSV) kontaktieren, der Dir dann nach erfolgreicher Untersuchung der Bienenvölker ein Gesundheitszeugnis ausstellt.
Es hört sich vielleicht etwas komisch an, aber Du solltest Dir auch langsam bereits Gedanken zur Einwinterung machen: Art und benötigte Futtermenge, oder die Besorgung von Mitteln zur Varroabehandlung.