Imkern in der Stadt

Kurzweiliger Trend oder Rettung für die Biene?

Stadtbienen über den Dächern von München

Urban Beekeeping – Nur ein kurzweiliger Trend oder eine zukunftsfähige Bewegung zum Erhalt der Biene? Hat die Imkerei in der Stadt eine Zukunft oder wird das immense Interesse an Bienen in der Stadt irgendwann wieder abnehmen? Bereits im Jahr 2016 hat sich die Bienendichte in manchen Großstädten auf ein, für die Ausbreitung von Seuchen und Krankheiten, bedenkliches Maß gesteigert und auch 2017 waren Anfängerkurse in den lokalen Imkervereinen wieder weit im Voraus ausgebucht – noch ist also kein Ende des Trends zum Urban Beekeeping in Sicht.

Woher kommt der Trend?

Vorreiter waren dabei keine geringeren als die Bewohner von New York City. Diese haben bereits in den 70er Jahren Bienenkästen im Central Park aufgestellt – und das obwohl dort bis 2010 ein striktes Bienenverbot galt: das Amt für Gesundheit und geistige Hygiene der Stadt New York stufte Bienen als gefährlich ein, gleichgesetzt mit Kobras und Hyänen. Naturnahe New Yorker widersetzten sich jedoch diesem Verbot und so entwickelten sich im Laufe der Zeit viele Hobbyimkereien in der Stadt. Von New York breitete sich der Trend zum Bienenhalten auf Hausdächern und Balkonen rund um den Globus aus. Die Biene ist gefährdet und die Stadt scheint ein Rückzugsort zu sein, an dem sich Bienen noch wohl fühlen. Keine Pestizide, keine Monokulturen, stattdessen setzen Stadtbienen auf Balkonien. Die Hobbyimker in den Städten sorgen nicht nur für den  Erhalt der Bienen selbst – durch deren Bestäubung unserer Natur leisten sie auch einen wichtigen Beitrag zu einer artenreichen Natur.

Wer imkert in der Stadt?

Die Stadtimker der ersten Stunde, waren fast ausschließlich männlich, hatten oftmals einen akademischen Hintergrund, typischerweise Lehrer oder Pastoren und hielten ihre Bienen in den Vororten oder am Stadtrand.
Heute jedoch werden Dächer mitten in der Stadt begrünt und dadurch auch die Imker mehr in die Stadtzentren gelockt, bzw. junge Städter zur Imkerei inspiriert. Denn  das Bild des Imkers hat sich gewandelt: vom staubigen Altherrenhobby zu einer naturnahen Freizeitbeschäftigung, von der sich gerade auch junge Städter angezogen fühlen. 2010 gab es allein im Großraum  Berlin knapp 500 Imker, 2015 waren es bereits über 1.000 Imker mit mehr als 5.000 Völker. Der Altersdurchschnitt hat sich dennoch nur minimal verändert. Als  gravierendste  Veränderung sieht der Deutsche Imkerbund den steigenden Anteil an Frauen, die die Imkerei für sich entdecken Grund für den Erfolg des Stadtimkerns ist ein neues Lebensgefühl. Menschen möchte heute viel stärker als noch vor zwanzig Jahren die Natur zurück ins Stadtbild bringen und sich darüber hinaus für die Umwelt engagieren. Urban Gardening und Beekeeping sind daher inzwischen aus keiner Großstadt mehr wegzudenken.

Vorteile und Nachteile der Stadtimkerei

Der Trend zur Stadtimkerei bringt jedoch nicht nur positives mit sich. Gute Gründe für die städtische Bienenhaltung sind unter anderem das Mikroklima in der Stadt. Denn das ist in der Stadt durchschnittlich 2-3 Grad wärmer als auf dem Land und Bienen fliegen in der Stadt im Frühling früher und im Herbst länger. Zusätzlich dazu finden die Bienen in der Stadt ganzjährig abwechslungsreiche  Nahrung in Parkanlagen, Hausgärten oder auf Balkonen und Verkehrsinseln. Ein weiterer Vorteil für Bienen in der Stadt ist, dass die Pflanzen dort meist weniger mit Insektiziden und Pflanzenschutzmitteln in Kontakt kommen. Weiterhin hat eine Statistik des Deutschen Imkerbunds bewiesen, dass Bienen in der Stadt  mehr Honig produzieren als Ihre Artgenossen auf dem Land. Bienen sind pflegeleichte Tiere, die nicht wie Hunde mehrmals am Tag vor die Tür müssen und das Imkern ist für Stadtimker ein angenehmer Ausgleich zum Job und dem stressigen Alltag in der Stadt.
Andererseits scheinen sich gerade unter den Stadtimkern einige Schwarze Schafe zu befinden, die die Imkerei nicht allzu ernst nehmen, was in der Stadt zu immensen Problemen in der Ausbreitung von Schädlingen und Krankheiten führen kann. Wenn auf dem Land ein Imker nicht richtig gegen die Varroa behandelt, dann ist das nächste Volk meist in weiter Ferne. In der Stadt ballen sich eine hohe Zahl von Völkern auf einer sehr kleinen Fläche – die Varroabelastung ist daher in Städten meist sehr viel höher als auf dem Land und auch Krankheiten können sich sehr viel schneller ausbreiten. Durch die hohe Bienendichte kann auch die Futtersuche erschwert werden, da auf einer kleinen Fläche sehr viele Sammelbienen den Nektar der Pflanzen eintragen.
Während sich städtische Imkervereine vor Nachwuchs und Interessierten kaum retten können, gehen die Mitgliederzahlen auf dem Land stetig zurück. Aber auch dort muss zur Sicherung der Erträge in der Landwirtschaft und zum Erhalt der Biodiversität dem Bienensterben entgegengewirkt und Neuimker gefördert werden. Denn gerade der Mangel an Imkern auf dem Land könnte in Zukunft zu einem großen Problem heranwachsen.

Eine Initiative für mehr Bienen in der Stadt

Die Initiative “Deutschland summt” hat es sich zur Aufgabe gemacht Städter für die Bienen zu begeistern. Das Projekt wurde in Berlin initiiert und ist seit 2010 konnte sich die Initiative in siebzehn deutschen Städte etablieren. Unter anderem beteiligen sich München, Frankfurt am Main und Hamburg an dem Projekt und bieten Aktionen an, um den Menschen in den Städten den Rückgang der Bienen näherzubringen und diesem gemeinsam etwas entgegenzusetzen. Deutschland summt möchte damit für die Biene, eine artenreiche  Natur und ein funktionierendes Ökosystem sensibilisieren und somit die Menschen inspirieren und mobilisieren selbst etwas zum Schutz der Bienen beizutragen. Ob mit eigenen Bienen oder mit bienenfreundlichen Pflanzen – beides dient dem Schutz der Bienen und unserem Ökosystem.

Ein Beitrag von Kristina von nearBees
vom 21.12.2017